PHANTOM POWER: Das Phantom der Popkultur
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Die Liaison zwischen Rolls-Royce und der Welt der populären Musik reicht fast so weit zurück wie die Musikindustrie selbst. Lange bevor John Lennon, Elvis Presley oder Pharrell Williams den Phantom zum Mythos erhoben, hatten Künstler wie Duke Ellington, Fred Astaire, Count Basie, Ravi Shankar, Édith Piaf und Sam Cooke den britischen Luxuswagen zu ihrem Gefährt erkoren – und damit das Automobil zum Inbegriff von Erfolg und künstlerischer Souveränität geadelt. Auch Musikmogule wie Brian Epstein, Berry Gordy und Ahmet Ertegun wussten den britischen Komfort zu schätzen und nutzen ihn als rollendes Statussymbol.
Flaggschiff der Stars
Unter allen Modellen ist der Phantom – das Flaggschiff von Rolls-Royce – am engsten mit der Musikwelt verbunden. 2025 feiert das legendäre Typenschild seinen 100. Geburtstag. Was ihn so besonders macht? Nicht nur Ingenieurskunst und Handarbeit, sondern die Freiheit, ihn durch Individualisierung ein sehr persönliches Statement zu verwandeln.
Marlene Dietrich: Grünes Geschenk, goldenes Hollywood
1930 kam Marlene Dietrich nach Hollywood – schon berühmt, frisch gekrönt durch Der blaue Engel und ihren Erkennungssong Falling in Love Again. Ihr Empfang in den Paramount Studios war so beeindruckend wie ihre Leinwandpräsenz: Neben Blumen wartete ein grün lackierter Phantom I als Geschenk. Der Wagen hatte sogar eine Gastrolle: in den Schlussszenen und auf Werbefotos von Marokko, jenem Film, der Dietrich eine Oscar-Nominierung einbrachte.

Elvis‘ Phantom/Foto: Rolls-Royce
Elvis und die Hühner
1956 betrat der King die Bühne der Popkultur und stellte die Welt auf den Kopf. Sieben Jahre später, auf dem Zenit seines Ruhms, bestellte er einen Phantom V in Mitternachtsblau – maßgeschneidert bis ins letzte Detail. Im Fond ließ er ein Mikrofon installieren, dazu einen Notizblock in der Armlehne für spontane Geistesblitze. Ein Spiegel und eine Kleiderbürste waren ebenfalls immer an Bord.
Elvis´ Mum hatte Hühner und jene hielten ihr Spiegelbild im Hochglanzlack des Rolls für Rivalinnen und pickten so lange auf den Wagen ein, bis er neu lackiert werden musste – diesmal in einem helleren Silberblau. Tja. Rock’n’Roll hinterlässt eben Spuren.

Foto: Rolls-Royce
John Lennon: Vom schwarzen Refugium zum psychedelischen Manifest
1964, nach A Hard Day’s Night, kaufte sich John Lennon einen schwarzen Phantom V. Der Wagen war nicht nur schwarz lackiert, er hatte auch schwarze Stoßstangen und schwarze Radkappen. An Bord gab es eine Cocktailbar, Fernseher und Kühlschrank. Es war sein persönliches Refugium während der ausufernden Beatlemania.
Doch dann kam 1967. Die Blumenkinder verwandelten die Welt in eine bunte Wiese. Lennons Beitrag zur Hippiekultur war die Verwandlung seines schwarzen Phantoms in ein rollendes Kunstwerk. Gelber Lack, handbemalte Ornamente in Rot, Orange, Grün und Blau, Blumenmotive, das Sternzeichen Waage an den Seiten. Ein „Summer of Love“ auf Rädern – geliebt von Hippies, gehasst von Traditionalisten. Eine Passantin am Piccadilly Circus tobte: „Wie können Sie es wagen!“ und drosch mit ihrem Schirm auf den Lack.1985 wurde das Auto für 2,3 Millionen Dollar versteigert – fast das Zehnfache des Schätzpreises.
Lennon 2.0: Weißer Raum
1968, parallel zum White Album, kaufte Lennon einen weiteren Phantom V, den er in einen weißen Raum verwandelte. Er investierte beachtliche 12.000 Pfund – soviel kostete damals ein Haus in U.K. – für eine umlackierte Karosserie, ein Schiebedach, Philips-Plattenspieler, 8-Spur-Rekorder, Telefon und Fernseher. Der gesamte Wagen war innen wie außen weiß und ein Symbol für Lennons neue Ära mit Yoko Ono – minimalistisch, radikal, kompromisslos. Dieser Phantom tauchte im Film Let It Be und in Performance mit Mick Jagger auf.

WP7WT6 Liberace’s Autos im Liberace Museum, Las Vegas, Nevada/Foto: Rolls-Royce
Liberace: Mr Showmanship
Natürlich waren die Phantoms von Władziu Valentino Liberace, auch „Mr. Showmanship“ genannt, spektakulär. Sein 1961er Phantom V war komplett mit Spiegelstücken verkleidet – eine Discokugel auf vier Rädern. Mit diesem Wagen fuhr er im Las Vegas Hilton sogar auf die Bühne. Im Biopic Behind the Candelabra ist der Wagen zu sehen.
Elton John: Lautstärke bis zum Glasbruch
Liberace inspirierte einen jungen Pianisten namens Reginald Dwight, heute Sir Elton John. Er sammelte gleich mehrere Phantoms. Sein Phantom VI hatte getönte Scheiben, Fernseher, Videoplayer, Faxgerät – und ein maßgeschneidertes Soundsystem, das so mächtig war, dass die Heckscheibe verstärkt werden musste, um nicht zu zersplittern.
Sein rosa-weißer Phantom V wurde ebenfalls zu einem Artefakt, um das sich Pop-Mythen ranken. Nachdem Elton John nach einer UdSSR-Tour mit Kohle statt Bargeld bezahlt worden war, konnte er seine Musiker nicht entlohnen, also überließ er seinen Phantom als Ausgleich seinem Schlagzeuger Ray Cooper. Jahre später holte dieser damit den jungen Damon Albarn von der Schule ab – lange bevor Blur und Gorillaz Weltruhm erlangten. 2020 sangen Albarn und Sir Elton dann gemeinsam The Pink Phantom – und der Kreis schloss sich.

Symbolfoto. Eigentlich war es ein Lincoln, der während einer Party von Keith Moon im Pool gelandet ist. Irgendwann wurde daraus ein Rolls-Royce.
Keith Moon: Rolls im Pool
Es war Keith Moon, Schlagzeuger von The Who, der maßgeblich dazu beitrug, dass der Phantom zum Synonym für dekadente, hemmungslose, wilde Party-Exzesse von Rockstars wurde. An seinem 21. Geburtstag soll der Mann, den man keine zwei Minuten alleine lassen durfte, ein Auto im Swimmingpool des Holiday Inn in Michigan versenkt haben. Keith Moon selbst und Roger Daltrey versichern, es sei ein Lincoln gewesen, andere können sich nicht an ein Auto im Pool erinnern. Doch das ist alles nicht mehr relevant, denn im kollektiven Gedächtnis wurde daraus ein Rolls-Royce. Ein Mythos, der sich bis heute hartnäckig hält und in der Symbolik der Popkultur verwurzelt ist: Der Rolls gehört in den Pool.
Hip-Hop: Stars in the Roof
2003 beginnt in Goodwood eine neue Ära – und eine neue Liaison mit der Popkultur. Schon 2004 taucht der Phantom VII im Musikvideo zu Drop It Like It’s Hot auf: Pharrell und Snoop Dogg machen ihn zum Co-Star. 50 Cent ist mit einem Phantom Drophead Coupé in Entourage zu sehen, Lil Wayne verewigte ihn auf dem Cover von Tha Carter II. Ein besonderes Detail von Rolls- Royce hat Einzug in die Popkultur gehalten: der Starlight Headliner (das sind hunderte kleine LED-Sterne im Dachhimmel). „Stars in the Roof“ werden sie in Rap-Lyrics genannt. Eine Zeile, die sich durch unzählige Songs zieht. Poetischer lässt sich ein Rolls-Royce kaum auf den Punkt bringen.

Rolls-Royce im Pool/ Foto: Rolls-Royce
Ein Auto im Lido
Zum hundertjährigen Jubiläum inszeniert Rolls-Royce eine Hommage an Keith Moons legendäre Party (der Mann hat viele legendäre Partys gefeiert) die zur Legendenbildung führte. Ein ausgemusterter Phantom-Prototyp wird im Tinside Lido von Plymouth versenkt – jenem Art-déco-Freibad, das schon 1967 zur Kulisse eines Beatles-Fotos während Magical Mystery Tour wurde. Ein Bild, das Vergangenheit und Gegenwart miteinander verbindet – und den Phantom als Pop-Ikone feiert.
Fotos: Rolls-Royce