O.S.I. Bisiluro Silver Fox – Der vergessene Doppelkörper
1967 präsentierte der italienische Karosseriebetrieb Officine Stampaggi Industriali (OSI) auf dem Turiner Autosalon ein Auto, das aus einer anderen Welt zu stammen schien. Der Bisiluro (Doppeltorpedo) Silver Fox war ein aerodynamisches Experiment, das auf einen Vorschlag des Rennfahrers Piero Taruffi zurückging. Ziel: beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans die 225-km/h-Marke zu knacken – und damit einen neuen Geschwindigkeitsrekord in seiner Klasse aufzustellen. Designer Sergio Sartorelli – bekannt für den Karmann Ghia Type 34 – übersetzte die Idee in ein radikales Fahrzeugkonzept.

O.S.I? Nie gehört
O.S.I. steht für Officine Stampaggi Industriali – eine Karosserieschmiede aus Turin, gegründet 1960. Ihr Geschäftsmodell? Konzeptfahrzeuge für große Marken. Schöne Formen, große Träume, kurze Laufzeiten. So kurz, dass die Firma 1968 schon wieder Geschichte war. Aber bevor die Lichter ausgingen, entstand noch ein Auto, das in keinem James-Bond-Film auftauchte – obwohl es alle Voraussetzungen mitbrachte: der Silver Fox. O.S.I. wollte ein Statement setzen, Technik demonstrieren und sich finanzielle Rettung durch Aufmerksamkeit verschaffen – doch die Insolvenz 1967 stoppte das Projekt, bevor echte Rennstrecken-Tauglichkeit bewiesen werden konnte

Form follows Katamaran
Der Silver Fox war als „Doppeltorpedo“ konstruiert: Zwei schmale Karosseriekörper – links der Antrieb, rechts der Fahrer – verbunden durch eine zentrale Plattform. Der Motor, ein 1,0-Liter-Vierzylinder von Renault Alpine, leistete rund 100 PS. Klingt wenig, aber das Fahrzeug hatte ein relativ geringes Gewicht und war extrem windschnittig. Windkanaltests am Polytechnikum Turin bescheinigten ihm ein theoretisches Spitzentempo von über 240 km/h.
Die Aerodynamik war das Herzstück des Entwurfs. Drei Flügel waren verbaut: einer vorne, einer mittig verstellbar (quasi ein DRS-Vorläufer) und ein dritter feststehend am Heck. Die asymmetrische Anordnung von Motor und Fahrer sorgte für eine optimale Gewichtsverteilung, die Kanzel lag tief, fast wie bei einem Jet. Die Karosserie bestand aus Aluminium und war auf ein Gitterrohr-Chassis montiert.
Was bleibt?
Der OSI Silver Fox ist ein technisches Kuriosum mit ernst gemeintem Hintergrund, gebaut in einer Übergangsphase der Automobilgeschichte. Vieles blieb im Versuchsstadium, aber genau das macht ihn heute interessant: als Beleg für die Experimentierfreude einer Branche, bevor Normen und Plattformstrategien das Denken bestimmten.
Fotos: BMW