Der neue BUGATTI Tourbillon
Als erster Bugatti seit über 20 Jahren, der nicht vom legendären W16-Motor angetrieben wird, bricht der Tourbillon mit der Tradition, die Basismodelle nach berühmten Bugatti Rennfahrern der Vergangenheit zu benennen. Stattdessen wurde der Name Tourbillon gewählt.
Tourbillon ist ein französisches Wort und somit eine subtile Anspielung auf Bugattis französisches Erbe und seine Heimatstadt Molsheim. Es verweist auf die uhrmacherische Erfindung eines Mechanismus’ der die Auswirkungen der Schwerkraft auf die Uhr auszugleichen, um eine einheitlichere Zeitmessung zu gewährleisten. Noch heute, über 200 Jahre später, wird sie als Höhepunkt der Uhrmacherkunst verehrt.
Dieses Gefühl der mechanischen Zeitlosigkeit war ein zentrales Element bei der Entwicklung des Bugatti Tourbillon. Bei einem Auto, das in diesem und in den kommenden Jahrhunderten an Concours-Treffen teilnehmen wird, kann die Technik leicht veralten – insbesondere große digitale Bildschirme. Daher ist es wichtig, so viele zeitlose Komponenten wie möglich zu verwenden. Der Tourbillon nutzt daher eine Reihe von Design und Konstruktionstechniken, die niemals altern werden, einschließlich eines vollständig analogen Kombiinstruments, das von Schweizer Uhrmachern hergestellt wird. So wie diese über Generationen hinweg zu Erbstücken werden, ist auch der Tourbillon als Auto für die Ewigkeit konzipiert.
DESIGN UND AERODYNAMIK
Wie jeder moderne Bugatti ist auch der Tourbillon von der Geschwindigkeit geformt. Die Fähigkeit, mit über 400 km/h zu fahren, erfordert, dass jede Oberfläche, jeder Lufteinlass und jede Kontur bis ins kleinste Detail perfektioniert ist. Nicht nur die Aerodynamik, sondern auch die Thermodynamik des Supersportwagens wurden optimiert. Dies ist der Leitgedanke des Tourbillon, der sich um vier von der Geschichte inspirierte Bugatti Designelemente herum entfaltet: den hufeisenförmigen Kühlergrill, die Bugatti-Linie, den Mittelsteg und die zweifache Farbteilung.
Ein markantes Merkmal ist der Heckflügel, der selbst bei Höchstgeschwindigkeit eingefahren bleibt und so für Balance sorgt. Bei niedrigen Geschwindigkeiten sorgt der Flügel für mehr Abtrieb, und beim Bremsen dient er als Luftbremse, die für zusätzliche Stabilität sorgt.
Ein großer Teil dieses aerodynamischen Gleichgewichts ist dem neuen Diffusor zu verdanken. Dieser beginnt direkt hinter der Fahrgastkabine und steigt in einem idealen Winkel an, um den Tourbillon in Balance zu halten. Der Diffusor basiert auf einem neuen Crash-Konzept, das vollständig in die Struktur des Diffusors integriert ist. Dadurch bleibt es wirkungsvoll und gleichzeitig unsichtbar, was das offene Heckdesign ermöglicht.
Im Mittelpunkt der Designphilosophie des Tourbillon steht das Hufeisen, von dem alle Linien des Fahrzeugs ausgehen und welches das zentrale Rumpfelement bildet. An das Hufeisen sind links und rechts die schwebenden Kotflügel angedockt, die die Luft unter den Scheinwerfern hindurchleiten, um den Luftmassenstrom zu den seitlichen Einlässen zu verstärken.
Hier wird unter Beibehaltung der Abmessungen und eines Überhangs ein Kühlsystem integriert, das die Luft durch und aus der Motorhaube leitet und so den Abtrieb erhöht, während es gleichzeitig auf einen großen Kofferraum zwischen den beiden Kühlern einschließt.
INTERIEUR
Seit Autohersteller begonnen haben, digitale Bildschirme und Touchscreens in ihre Fahrzeuge zu integrieren, schreitet die Technologie so schnell voran, dass sie innerhalb weniger Jahre als veraltet erscheint. Mit der Vision, dass der Tourbillon nicht nur in 10, sondern auch in 100 Jahren auf dem Rasen des Concours d’Elegance zu sehen sein wird, wurde die Designphilosophie des Interieurs auf Zeitlosigkeit ausgerichtet. Ausgehend davon, dass über 100 Jahre alte Armbanduhren auch heute noch getragen und genutzt werden können und sich nahtlos in den modernen Lebensstil einfügen, haben die Design- und Ingenieurteams von Bugatti ein Pendant dazu im Innenraum geschaffen.
Das Herzstück des Fahrzeugs verkörpert im wahrsten Sinne des Wortes die Philosophie der Uhrmacherei: ein Kombiinstrument, das in Zusammenarbeit mit Schweizer Uhrmachern entworfen und gebaut wurde. Das skelettierte Kombiinstrument besteht aus über 600 Teilen und ist aus Titan sowie Edelsteinen wie Saphir und Rubin gefertigt. Die größte Toleranz liegt bei 50 Mikrometern, die kleinste bei 5 Mikrometern, und es wiegt nur 700 Gramm. Dieses aufwendig hergestellte Instrument bleibt im Zentrum des Geschehens, da es feststeht, während sich der Lenkradkranz darum herum dreht – eine Anordnung, die als Lenkrad mit feststehender Nabe bekannt ist. Dank dieses Konzepts hat der Fahrer im Tourbillon stets eine klare Sicht auf die Instrumente, unabhängig vom Lenkeinschlag, da die Speichen um die Rückseite der Instrumententafel herumgeführt werden.
Die Mittelkonsole besteht aus einer Kombination aus Kristallglas und Aluminium, die die komplexe Funktionsweise der Schalter und des Starthebels offenbart. Das Glas wurde in 13 Einzelschritten entwickelt, um eine perfekte Durchsichtigkeit und gleichzeitig hohe Stabilität und Sicherheit bei Unfällen zu gewährleisten. Die Aluminiumteile der Konsole sind eloxiert und aus einem einzigen Metallblock gefräst, während die gerändelten Aluminiumschalter an der Spitze eines komplexen Mechanismus sitzen, der unter dem Kristallglas vollständig sichtbar ist. Das Anlassen des neuen V16-Saugmotors und des elektrischen Antriebsstrangs ist ein physisches Erlebnis, das an die Rituale historischer Automobile erinnert – ein Ziehen zum Starten und ein Drücken zum Anhalten.
Ein versteckter Bildschirm, den der Fahrer nach Belieben aktivieren kann, zeigt die Fahrzeugdaten an und bietet eine nahtlose Verbindung zum Smartphone. Ein Mechanismus lässt den Touchscreen aus der Mittelkonsole ausfahren – im Hochformat für die Rückfahrkamera in nur zwei Sekunden und im vollen Querformat in fünf Sekunden.
Die Sitze sind in einer fixen Position befestigt, um möglichst leicht und niedrig sein zu können. Dafür lässt sich die Pedalerie elektrisch nach vorne und hinten verstellen, sodass jeder eine bequeme Fahrposition einnehmen kann.
ANTRIEBSSTRANG UND LEISTUNG
Als der W16-Motor von Bugatti vorgestellt wurde, war er weltweit. Mit seinen vier Turboladern und seiner enormen Leistung hat er die Grenzen der Verbrennungsmotorentechnologie neu definiert und ist auch zwei Jahrzehnte nach seiner Entwicklung unerreicht.
Der Bugatti-Hypersportwagen der nächsten Generation wird von einem völlig neuen, zusammen mit Cosworth entwickelten V16-Saugmotor mit 8,3 Litern Hubraum angetrieben. Dieser wird kombiniert mit einer vorderen E-Achse mit zwei Elektromotoren und einem dritten Elektromotor an der Hinterachse. Insgesamt leistet der Tourbillon beeindruckende 1.800 PS, davon 1.000 PS aus dem Verbrennungsmotor und 800 PS aus den Elektromotoren. Während der Veyron 1.001 PS aus seinem 8,0- Liter-Motor mit vier Turboladern schöpfte, ist der neue V16 ein reiner Saugmotor. Der aus Leichtbaumaterialien gefertigte Motor wiegt nur 252 kg.
Die Elektromotoren werden von einer ölgekühlten 800-Volt-Batterie mit 25 kWh gespeist, die im Mitteltunnel zwischen und hinter den Passagieren untergebracht ist. Zwei Elektromotoren an der E-Vorderachse und ein weiterer an der Hinterachse verleihen dem Bugatti Tourbillon eine Gesamtleistung von 800 PS aus dem elektrischen Antriebsstrang. Der elektrische Antriebsstrang mit bis zu 24.000 U/min schnellen Motoren und voll integriertem Siliziumkarbid-Wechselrichter zählt zu den leistungsstärksten weltweit. Die E-Achsen liefern über 6 kW pro kg Masse inklusive Wechselrichter, Motoren und Getriebe. Während Leistung, Gasannahme und Drehmoment beim elektrischen Antriebsstrang im Vordergrund stehen, ermöglicht der vergleichsweise große Energieinhalt von 25 kWh eine äußerst praxistaugliche rein elektrische Reichweite von mehr als 60 km.
In der Automobilbranche wird oft schon erwartet, dass jedes neue Modell schwerer ist als sein Vorgänger, besonders wenn es einen Hybrid-Antriebsstrang oder mehr Performance bietet. Doch der neue Bugatti wiegt weniger als der Chiron.
TECHNIK
Der Tourbillon wurde mit einer völlig neuen Chassis- und Karosseriestruktur entwickelt. Diese besteht aus einem T800- Kohlefaserverbundstoff der nächsten Generation.
Dazu gehört die Integration der Batterie als struktureller Teil des Monocoques sowie ein Heckdiffusor aus Kohlefaserverbundstoff. Die Luftkanäle in der Front, ebenfalls aus Kohlefaserverbundstoff, sind integraler Bestandteil der Struktur und sorgen dafür, dass jedes Teil der steifen und leichten Konstruktion optimiert ist. Der vordere und der hintere Rahmen sind aus dünnwandigem Niederdruck-Aluminiumguss und 3D gedruckten Strukturstreben gefertigt. Dies trägt zu einer Struktur bei, die deutlich leichter und steifer ist als die des Vorgängers
Das neue Fahrwerk verfügt über eine aus Aluminium geschmiedete Mehrlenkeraufhängung vorne und hinten, die sich von der Doppelquerlenker-Konstruktion aus Stahl des Chiron unterscheidet. Durch den Einsatz eines neuen, organisch geformten Querlenkers und eines 3D-gedruckten Aluminiumträgers konnten die Ingenieure im Vergleich zum Chiron 45 Prozent Gewicht einsparen. Das Heck verfügt zudem über einen 3D-gedruckten hohlen Flügelarm.
Auch die Bremsen wurden verbessert und verfügen über die neueste Karbon-Keramik Technologie. Ein maßgeschneidertes Brake-by-Wire-System ist vollständig in die bewegliche Pedalbox integriert und harmoniert nahtlos mit dem Hybrid-Antriebsstrang, der von Bugattis nichtlinearem Controller gesteuert wird. Die Michelin Pilot Cup Sport 2 Reifen – 285/35 R20 vorne und 345/30 R21 hinten – wurden speziell für den Tourbillon entwickelt.
In das neue Chassis passt die ultrakompakte und leichte vordere E-Achse mit zwei unabhängigen Motoren, einschließlich des Doppel-Wechselrichters, in den gleichen Bauraum wie im Chiron, was die Komplexität erhöht, ohne mehr Platz zu benötigen. Designer und Ingenieure haben außerdem mehr Stauraum und eine größere Gepäckraumkomponente als Teil des völlig neuen Chassis- und Karosseriedesigns eingeplant, was es den Besitzern ermöglicht, ein maßgeschneidertes Gepäckset für den Bugatti Tourbillon unterzubringen.
Der Bugatti Tourbillon beginnt jetzt seine Testphase. Die ersten Prototypen sind bereits auf der Straße, um die Auslieferung an die Kunden im Jahr 2026 vorzubereiten. Insgesamt werden 250 Exemplare zu einem Startpreis von 3,8 Millionen Euro netto gebaut. Die Handmontage erfolgt im Bugatti-Atelier in Molsheim nach dem Vorbild der letzten Bugatti Modelle mit dem W16-Motor, dem Bolide und dem W16 Mistral.
Alle Fotos Copyright Bugatti
Technische Daten
Performance
Maximale Leistung 1.800 hp
Höchstgeschwindigkeit 380 km/h (236 mph) begrenzt – 445 km/h (276 mph) mit Speed Key
Gewicht (DIN leer) < 1,995 kg
Reichweite rein elektrisch > 60 km
VERBRENNUNGSMOTOR
Motorkonfiguration V16 Saugmotor
Architektur/Hubraum V90°/8.3 l
Leistung 1.000 hp
Maximales Drehmoment 900 Nm
Maximale U/min 9.000 rpm
BESCHLEUNIGUNG
0 – 100 km/h (62 mph) 2,0 s
0 – 200 km/h (124 mph) < 5,0 s
0 – 300 km/h (186 mph) < 10,0 s
0 – 400 km/h (248 mph) < 25,0 s
ABMESSUNGEN
Länge 4.671 mm
Breite (mit Seitenspiegeln) 2.051 mm (2.165 mm)
Höhe 1.189 mm
Radstand 2.740 mm
GETRIEBE
Getriebe 8-Gang-Doppelkupplungsgetriebe
ELSD Elektronisches Sperrdifferential mit Schlupfbegrenzung bis zu 2.500 Nm
E-Synchro Größere Flexibilität bei den möglichen Kombinationen von Übersetzungsverhältnissen
Kühlung Hochleistungsfähige direkte Ölkühlung