ITALIAN LOVE AFFAIR – 60 JAHRE LAMBORGHINI
Der italienische Autohersteller Lamborghini feiert einen Meilenstein: 60 Jahre Produktion legendärer Supersportwagen. Seit seiner Gründung im Jahr 1963 steht Lamborghini als Synonym für Luxus, Leistung und wegweisendes Design. Mit einer reichen Tradition und dem Ruf, Grenzen des “guten Geschmacks” zu sprengen, hat die Marke ihre Position als einzigartige Ikone in der Automobilindustrie fest etabliert.
Das Unternehmen
Die Firmengeschichte von Lamborghini reicht tiefer als das, was auf den ersten Blick sichtbar ist. Bevor Lamborghini in die Welt der Supersportwagen eintrat, hatte sich das Unternehmen bereits einen Namen als Hersteller von Traktoren gemacht, die in der Landwirtschaft für ihre Robustheit bekannt waren.
Doch der Geist der Veränderung führte Ferruccio Lamborghini bald zu einem neuen Abenteuer: Am 6. Mai 1963 rief Ferruccio Lamborghini das Unternehmen Automobili Lamborghini ins Leben und begann mit dem Aufbau seines Werks in der italienischen Provinz Bologna. Ein Streit mit Enzo Ferrari über die Probleme mit der Kupplung von Lamborghinis Ferrari soll ihn dazu angetrieben haben, so die Legende. Als Markenzeichen entschied er sich für einen Stier, der einen Stierkampf mit 24 Lanzenstößen überlebt hatte, als Symbol für Stärke. Seit dem Miura tragen – bis auf vier Ausnahmen – alle Modelle die Namen von berühmten spanischen Kampfstier-Zuchten oder einzelnen Kampfstieren.
Von Anfang an demonstrierten Lamborghini und seine Ingenieure den Willen, die etablierten Grundsätze der Sportwagenwelt zu hinterfragen, was zur Erschaffung von Fahrzeugen wie dem Miura führte, den man heute durchaus als einen Wendepunkt in der Autobilgeschichte bezeichnen kann. Vor dem Miura hatte Lamborghini zwar auch Sportwagen produziert, aber es war dieses Auto, das sich als Ikone etablierte. Der Miura prägte den Begriff des “Supersportwagens” und beeinflusste mit seiner Formensprache zahlreiche Generationen von Fahrzeugen, die folgten – und setzte Lamborghini 1966 endgültig auf die Landkarte der weltweit renommierten Automobilhersteller.
Im Verlauf der Jahre kamen weitere Ikonen der Countach, der Aventador und der Huracán dazu. Damit hat Lamborghini kontinuierlich neue Maßstäbe in den Bereichen Leistung und Design gesetzt. Die unverwechselbaren, wuchtigen Linien und die kraftvollen V12-Motoren sind zu einem Sinnbild für Kraft und Schnelligkeit avanciert.
Die Aura der Extravaganz: Lamborghini VS Ferrari
Der Eindruck, dass Lamborghini im Vergleich zur Eleganz von Ferrari, einen gewissen vulgären Charme ausstrahlt, täuscht nicht. Ein Lamborghini soll aussehen, als könnte er mit 320 km/h durch eine Ziegelmauer fahren, ohne einen Kratzer abzubekommen. Dieser Unterschied zwischen den beiden Marken führte dazu, dass Lamborghini oft als “laut” und “provokativ” wahrgenommen wurde, während Ferrari eher als “raffiniert” und “exklusiv” galt. Die historische Rivalität zwischen den beiden Unternehmen kocht übrigens eher auf kleiner Flamme. Presse und Popkultur haben dazu beigetragen, die Rivalität zwischen Lamborghini und Ferrari zu romantisieren und zu dramatisieren.
Untergang und Wiederauferstehung
In den frühen 1970er-Jahren erweiterte Lamborghini seine Modellreihe. Zwei bemerkenswerte Modelle waren der Espada und der Jarama mit 2+2 Sitzen, die zu den exklusivsten italienischen Sportwagen zählten. Gleichzeitig strebte das Unternehmen danach, neue Marktsegmente zu erschließen, indem es kostengünstigere Achtzylindermodelle wie den Urraco einführte, der als Konkurrenz zum Porsche 911 gedacht war. Jedoch erwies sich dieser Schritt als nicht erfolgreich. Obwohl Lamborghini bedeutende Investitionen in seine Entwicklung tätigte, blieben die Verkaufszahlen des Urraco weit hinter den Erwartungen des Unternehmens zurück. Infolgedessen geriet das Unternehmen im Jahr 1972 aufgrund der Ölkrise und anderen Faktoren in finanzielle Schwierigkeiten.
Der Sportwagenhersteller wechselte in den 1970er-Jahren mehrfach den Besitzer. 1987 übernahm der amerikanische Großserienhersteller Chrysler das Unternehmen. 1998 übernahm Audi die italienische Sportwagenschmiede. Dieser Eigentümerwechsel stabilisierte das Unternehmen und ermöglichte es Lamborghini, seine Position als renommierter Hersteller von Supersportwagen zu festigen und innovative Modelle wie den Gallardo, Aventador und Huracán zu entwickeln. Audis Einsatz hat sich gelohnt: Die Nachfrage nach den Fahrzeugen mit brutaler Kraft und dem Stier als Emblem ist höher denn je. Und daran wird sich vermutlich nichts ändern, wenn die Ära der Verbrenner zu Ende geht.
Hier ist eine Übersicht über die Fahrzeuge, die Lamborghini von seiner Gründung bis zur Übernahme von Audi gebaut hat.
350 GT
Produktionsjahr: 1964–1966
Motor: V12 – 3,5 Liter Hubraum
Leistung: 320 PS
Max. Geschwindigkeit: 250 km/h
Produzierte Fahrzeuge: 120 / 23 mit 400 GT Motor
Nach der von Ferruccio Lamborghini angestoßenen Präsentation des ersten Prototyps im Jahr 1963 ging der 350 GTV ein Jahr später in Serienproduktion. Bis Ende des Jahres 1966 fertigte Carrozzeria Touring 120 Modelle, die Mehrzahl davon mit dem 3,5 Liter großen 12-Zylinder-Motor mit 320 PS. Dazu kamen weitere 23 Modelle mit dem auf nunmehr 4 Liter Hubraum angewachsenen V12-Motor mit 320 PS, der ein höheres Drehmoment und mehr Fahrkomfort zu bieten hatte. Zwei 350 GT wurden von Carrozzeria Touring in der Spyder-Version produziert.
400 GT 2+2
Produktionsjahr: 1966–1968
Motor: V12 – 4 Liter Hubraum
Leistung: 320 PS
Max. Geschwindigkeit: 270 km/h
Produzierte Fahrzeuge: 250
Die Produktion des 400 GT begann 1966 mit einem 4 Liter großen 12-Zylinder-Motor, der bereits in den letzten 23 350 GT-Modellen zum Einsatz gekommen war. Der 400 GT wurde ebenfalls von Carrozzeria Touring konstruiert, sein Interieur wurde jedoch neu und weitaus geräumiger gestaltet: der 400 GT 2+2 Viersitzer war geboren. Die Produktion wurde im Sommer 1968 nach insgesamt 250 Modellen eingestellt.
Miura
Produktionsjahr: 1969–1971
Motor: V12 – 4 Liter Hubraum
Leistung: 370 PS
Max. Geschwindigkeit: 285 km/h
Produzierte Fahrzeuge: 338
Sehr wenige Autos schafften es wie der Miura, die Automobilwelt zu verändern. Mit seinem zentralen Motor und seiner faszinierenden Karosserie, die von Marcello Gandini für Bertone entworfen wurde, hat Lamborghini 1966 das Konzept des Supersportwagens neu definiert. Auf Grund seiner anfänglichen Skepsis hinsichtlich des Verkaufserfolgs dieses Sportwagens beschloss Ferruccio Lamborghini, ihn nur in geringer Stückzahl zu produzieren. Zwischen 1966 und 1969 wurden 275 Modelle des 350 PS starken Miura produziert. Erst 1969 kam sein Nachfolger, der Miura S mit 370 PS, auf den Markt.
Miura SV: Produktionsjahr: 1971–1972
Motor: V12 – 4 Liter Hubraum
Leistung: 385 PS
Max. Geschwindigkeit: 300 km/h
Produzierte Fahrzeuge: 150
Nachdem Lamborghini mit den ab 1966 produzierten Modellen Miura und Miura S zum Mythos geworden war, überraschte Ferruccio Lamborghini die Automobilwelt im Frühjahr 1971 mit dem neuen Supersportwagen Countach LP 500. Da die Nachfrage nach dem Miura nach wie vor hoch war und die Vorbereitungen für die Serienproduktion des Countach LP 500 noch im Gange waren, entschloss sich das Unternehmen dazu, den Nachfolger des Miura, das SV-Modell mit breiteren Kotflügeln und einem stark aufgemotzten 385-PS-Motor mit getrennten Schmiersystemen für Motor und Getriebe, zu präsentieren. Der letzte Miura SV wurde am 15. Januar 1973 an den Sohn des Fahrzeugherstellers Ferdinando Innocenti ausgeliefert.
Islero
Produktionsjahr: 1968–1969
Motor: V12 – 4 Liter Hubraum
Leistung: 350 PS
Max. Geschwindigkeit: Islero: 250 km/h / Islero S: 260 km/h
Produzierte Fahrzeuge: Islero: 155 / Islero S: 70
Nachdem die legendäre Carrozzeria Touring 1968 seine Tore für immer schließen musste, beschloss Ferruccio Lamborghini, die Fertigung des nächsten Modells, das als „Islero“ Bekanntheit erlangen sollte, dem ehemaligen Partner von Touring, Mario Marazzi, anzuvertrauen. Doch der Islero mit seinem schlichten Design, das im Schatten des spektakulären Miura stand, hatte es schwer: Die Produktion wurde nach 225 Modellen eingestellt, von denen die letzten 70 mit ein paar Änderungen an der Karosserie und einer luxuriösen Innenausstattung 1969 in der Islero S-Version auf den Markt kamen.
Espada
Produktionsjahr: 1968–1978
Motor: V12 – 4 Liter Hubraum
Leistung: 325/350 PS
Max. Geschwindigkeit: 245/260 km/h
Produzierte Fahrzeuge: 1227 (alle drei Serien)
Der Espada war Lamborghinis Bestseller von 1968 bis 1978. Der von Carrozzeria Bertone designte und konstruierte 4-Sitzer bietet Platz für die gesamte Familie plus Gepäck und erreicht mühelos eine Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h. Je nach Ausführung entwickelt der 4 Liter große 12-Zylinder-Motor zwischen 325 und 350 PS und wird gleichermaßen für seinen Sound und seine Leistung geschätzt. Mit 1.227 produzierten Modellen, die ab 1974 auch mit einem 3-Gang-Automatikgetriebe von Chrysler erhältlich waren, bildete der Espada elf Jahre lang das finanzielle Rückgrat des Unternehmens.
Jamara
Produktionsjahr: 1970–1976
Motor: V12 – 4 Liter Hubraum
Leistung: 350/365 PS
Max. Geschwindigkeit: 260 km/h
Produzierte Fahrzeuge: Jarama: 176 / Jarama S: 152
1970 schlug Nuccio Bertone mit dem Jarama die Weiterentwicklung des Islero vor. Dieses Fahrzeug stellt eine ideale Mischung aus Kraft und Eleganz dar und wurde für den Amateurfahrer konzipiert. Es war eines der Lieblingsfahrzeuge von Ferruccio Lamborghini, der die hervorragende Kombination aus 365 PS und luxuriösem Komfort ohne die gezielte Aufmerksamkeit, die ein Miura oder Espada erregte, zu schätzen wusste. Die 1972 vorgestellte Jarama S-Version wartete abgesehen von einer um 15 PS höheren Leistung mit einem vollkommen neu gestalteten Interieur auf.
Countach
Produktionsjahr: 1974–1978
Motor: V12 – 4 Liter Hubraum
Leistung: 375 PS
Max. Geschwindigkeit: 300 km/h
Produzierte Fahrzeuge: 151
Der Countach bildet zusammen mit dem Miura das Rückgrat des Mythos Lamborghini. Wieder einmal war es dem aus Marcello Gandini und Nuccio Bertone bestehenden Team gelungen, eine einzigartige und bis heute unveränderte Modellreihe zu kreieren: Der längs eingebaute 12-Zylinder-Motor (Longitudinale Posteriore – daher LP) und die nur 1,07 Meter hohe keilförmige Karosserie mit Scherentüren setzten neue Maßstäbe im Sportwagensegment und raubten Fahrzeugliebhabern schier die Sprache. Der hier präsentierte LP 400 der ersten Serie ist heute noch enorm gefragt, da die klare Formensprache ohne größere Kotflügel und Heckspoiler in dieser Version noch deutlicher zu Tage tritt.
Countach 25th Anniversary: Produktionsjahr: 1988–1989
Motor: V12 – 5,2 Liter Hubraum
Leistung: 455 PS
Max. Geschwindigkeit: 295 km/h
Produzierte Fahrzeuge: 658
Anlässlich seines 25-jährigen Jubiläums präsentierte Lamborghini 1988 eine Sonderausgabe des Countach und damit dessen letzte Version. Neue Front- und Seitenspoiler sowie modifizierte Lufteinlässe unterscheiden diese Serie äußerlich vom 1985 eingeführten Countach Quattrovalvole (QV), bei dem die Vier-Ventil-Technologie erstmals zum Einsatz kam. 4. Juli 1990: An diesem Tag wurde der letzte Countach produziert, der seinen Weg ins firmeneigene Museum fand, während der erste Diablo bereits vom Band lief.
Urraco
Produktionsjahr: 1972–1979
Motor: V8 – 2/2,5/3 Liter Hubraum
Leistung: 182/220/250 PS
Max. Geschwindigkeit: 220–250 km/h
Produzierte Fahrzeuge: 780 (alle drei Serien)
Mit dem Urraco wollte Ferruccio Lamborghini einen erschwinglicheren Sportwagen im selben Preissegment wie Porsche bauen. Das 1970 präsentierte 2+2 Coupé, ein weiterer Schachzug von Nuccio Bertone, war mit einem neuen 8-Zylinder-Motor ausgestattet, der zunächst mit 2,5 Litern Hubraum und 1974 auch als 3-Liter-Version auf den Markt kam. Speziell für den italienischen Markt erschien zur gleichen Zeit ein 2 Liter großer V8. Lamborghini ging zunächst von einer jährlichen Stückzahl von 2.000 Fahrzeugen aus, verkaufte jedoch ab 1972 nur 780 Urraco in zehn Jahren: 520 P250, 194 P300 und 66 P200 in Italien.
Silhouette
Produktionsjahr: 1976–1979
Motor: V8 – 3 Liter Hubraum
Leistung: 250 PS
Max. Geschwindigkeit: 260 km/h
Produzierte Fahrzeuge: 55
Mit seinem Targadach bot der Silhouette – der Nachfolger des Urraco – eine Alternative zu herkömmlichen Cabrio-Modellen mit dem Ziel, den schwierigen US-Markt zu erobern. Der nunmehr optimierte Motor mit vier oben liegenden Nockenwellen in der 3-Liter-Version ermöglichte eine Höchstgeschwindigkeit von 260 km/h. Dennoch liefen nach zwei Prototypen nur 53 Silhouette vom Band, wobei der letzte als Jalpa-Prototyp verwendet und getestet wurde.
Jalpa
Produktionsjahr: 1981–1988
Motor: V8 – 3,5 Liter Hubraum
Leistung: 250 PS
Max. Geschwindigkeit: 248 km/h
Produzierte Fahrzeuge: 420
Als die Brüder Mimram im Juli 1980 mit der Gründung von „Nuova Automobili Ferruccio Lamborghini“ das Unternehmen übernahmen, wurde nicht nur die Produktion des LM 002 Geländewagens, sondern auch die Weiterentwicklung des Silhouette eingeläutet. Dazu gehörten vor allem die Neugestaltung der von Bertone designten Karosserie und ein auf 3,5 Liter Hubraum aufgemotzter 8-Zylinder-Motor, der zwar immer noch eine Leistung von 250 PS hinlegte, aber weitaus mehr Fahrkomfort zu bieten hatte. Mit 420 produzierten Fahrzeugen zählt der Jalpa zu den Bestsellern. Seit der Einstellung der Produktion 1988 wurden keine weiteren 8-Zylinder mehr von Lamborghini gebaut.
LM002
Baujahr: 1986 – 1992
Motor: V 12 – 5.2 Liter
Leistung: 444 PS
Höchstgeschwindigkeit: 210 km / h
Exemplare: 300
Ende der 1970er Jahre beauftragte das amerikanische Unternehmen MIT Lamborghini mit dem Design eines Off-Road Modells. Das Projekt scheiterte, wurde jedoch 1981 wieder aufgelegt und nachdem mehrere Prototypen gebaut worden waren präsentierte Lamborghini 1986 das Serienmodell LM002. Das mächtige Off-Road Modell mit dem Motor des Countach erfreute sich bei Königen, Schauspielern und Rennfahrern gleichermaßen großer Beliebtheit – der erste ausgelieferte LM002 ging an den König von Marokko. Ein LM002 aus dem Jahr 1987 wurde für die Rallye des Pharaohs konstruiert und fuhr nach seinem dortigen Einsatz ein Jahr später auch bei der Paris-Dakar Rally mit.
Diablo
Mindestens 320 km/h Höchstgeschwindigkeit war die Vorgabe der Lamborghini-Bosse – und die Ingenieure haben diesen Traum verwirklicht. Mit einer Spitzengeschwindigkeit von 325 km/h und einer Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 4,5 Sekunden hat der Diablo eine Pole-Position im Segment der Supersportwagen eingenommen.
Der Diablo war dazu bestimmt, der würdige Erbe der legendären Modelle Miura und Countach zu werden. Dieser neue Supersportwagen war breit, niedrig und futuristisch. Und genau wie seine Vorgänger wurde er bald zum Favoriten von Fahrzeugliebhabern auf der ganzen Welt.
Der Diablo wurde zwischen 1990 und 2001 produziert. In dieser Zeit führte Lamborghini mehrere Varianten des Diablo-Konzepts ein, die dazu beitrugen, den Mythos von Lamborghini aufzubauen und in Sachen Verkaufszahlen mit knapp 3.000 abgesetzten Fahrzeugen weltweit extrem erfolgreich waren.