50 Jahre 3er: E46 is the new E30
Vor 50 Jahren stellte BMW auf der IAA 1975 den ersten 3er vor – eine Mittelklasse-Limousine, die über sieben Generationen hinweg zur weltweit erfolgreichsten Baureihe des Münchner Herstellers wurde. In diesem Rückblick auf ein halbes Jahrhundert Fahrfreude richtet sich der Blick häufig auf den legendären E30 oder auf aktuelle Modelle wie den G20. Doch eine Generation rückt in den letzten Jahren zunehmend in den Fokus von Fans, Sammlern und jungen Fahrern: der BMW E46. Zwischen 1998 und 2007 gebaut, steht er heute wie kaum ein anderer 3er für den Spagat zwischen analoger Fahrfreude und moderner Alltagstauglichkeit.

Der E46 zieht die Linie neu
Mit dem E46 leitete BMW Ende der 1990er-Jahre eine neue Ära ein. Die Karosserie wuchs im Vergleich zum E36 leicht, wirkte aber deutlich straffer und hochwertiger. Die Steifigkeit legte um rund 70 Prozent zu, was sowohl der Sicherheit als auch der Fahrpräzision zugutekam. Das Design kombinierte klassische BMW-Merkmale wie Hofmeisterknick und Doppelscheinwerfer mit einer neuen Klarheit, die bis heute geschätzt wird.
Auch technisch markierte der E46 eine Übergangsphase: CAN-Bus-Systeme hielten Einzug, die dynamische Stabilitätskontrolle DSC wurde serienmäßig, und mit dem Reihensechszylinder M54 sowie der erstmals serienmäßig eingesetzten Valvetronic (im 316ti) brachte BMW fortschrittliche Antriebstechnologie in die Mittelklasse.
Vielfalt im Modellangebot
Der E46 erschien zunächst als viertürige Limousine, kurz darauf folgten das Coupé, Cabrio, Touring und der Compact. Besonders die zweitürigen Varianten, allen voran der 330Ci gelten heute als gesuchte Youngtimer. Auch Sondermodelle wie der „330i Clubsport“ oder individuelle Ausstattungen mit Interieurleisten aus Titan oder Wurzelholz finden mittlerweile Liebhaber.
Warum der E46 so gut fährt
Gerade in der Sechszylindervariante bot der E46 ein ausgewogenes Fahrverhalten mit präziser Lenkung, gut abgestimmtem Fahrwerk und souveräner Leistungsentfaltung. Der M54B30 leistet 231 PS im 330i und zeichnet sich durch Laufruhe, Drehfreude und hohe Laufleistung aus. Bei guter Pflege ist ein Kilometerstand jenseits der 300.000 km keine Seltenheit. Hinzu kommt ein vergleichsweise robuster Aufbau, der den E46 auch heute noch zu einem zuverlässigen Alltagsklassiker macht.

S54 – der beste M3?
Die Hochleistungsversion M3 mit 343 PS starkem Reihensechszylinder (S54) gilt unter Kennern bis heute als einer der besten M3 überhaupt. Besonders die CSL-Variante mit Carbon-Dach, spezieller Airbox und Gewichtseinsparungen genießt Sammlerstatus. Die Verbindung aus analogem Fahrerlebnis, geringem Gewicht und hochdrehendem Sauger ist in der heutigen Automobilwelt selten geworden.
Von unterschätzt zu unbezahlbar
Seit etwa 2020 zieht das Interesse am E46 spürbar an – nicht nur am M3, sondern auch an gepflegten Sechszylindermodellen mit Schaltgetriebe. Besonders gefragt sind original erhaltene Fahrzeuge ohne Umbauten. Die Preise für gut erhaltene Coupés, Cabrios und Touring-Modelle steigen kontinuierlich.
Meme mit Benzingeruch
Auch abseits technischer Werte gewinnt der E46 an Symbolkraft. In Videospielen wie „Need for Speed Underground“ oder Filmen wie „Manta Manta 2“ wurde er zur Projektionsfläche jugendlicher Fahrträume. Auf Plattformen wie TikTok und YouTube erlebt er derzeit eine Renaissance – mit Millionen Klicks unter dem Hashtag #e46.
Das Beste aus allen Welten
Der BMW E46 markiert einen Höhepunkt innerhalb von 50 Jahren 3er-Geschichte. Er war nicht der Erste, nicht der Radikalste – aber vielleicht der Ausgewogenste. Ein Modell, das heute von vielen wiederentdeckt wird, weil es genau jene Balance bietet, die moderne Fahrzeuge oft vermissen lassen: zwischen Emotion und Alltag, Technik und Handwerk, Stil und Substanz. Wer heute einen besitzt, sollte ihn pflegen. Wer einen möchte, sollte sich mit dem Kauf beeilen.
Fotos: BMW