Pagani Huayra Codalunga Speedster
Der Huayra Codalunga Speedster ist eine Weiterentwicklung des gleichnamigen Langheck-Coupés, das 2022 erstmals vorgestellt wurde. Technisch basiert er auf dem bestehenden Huayra-Monocoque, das gezielt überarbeitet wurde, um den Anforderungen eines offenen Fahrzeugs gerecht zu werden. Mit modifiziertem Dachkonzept, verlängerter Heckstruktur und zahlreichen Detailanpassungen setzt Pagani das ursprüngliche Designkonzept fort – konsequent, ohne stilistische Zugeständnisse. Produziert wird der Codalunga Speedster in einer Auflage von zehn Einheiten, alle vollständig homologiert für den Straßenverkehr.

Entstehung und Hintergrund
Die Idee zur Codalunga-Version entstand 2018, als zwei langjährige Kunden an Horacio Pagani herantraten. Der Wunsch: ein Huayra im Stil der Langheck-Prototypen der 1960er-Jahre – inspiriert von Le-Mans-Fahrzeugen wie Ferrari 250 LM oder Porsche 917. Nach der geschlossenen Version folgte 2025 nun der Speedster – noch puristischer, noch näher an der ursprünglichen Idee von Eleganz durch Reduktion.
Exterieur: Lang, glatt, effizient
Das auffälligste Merkmal des Codalunga Speedster ist die um 36 Zentimeter verlängerte Heckpartie. Die überarbeitete Motorhaube trägt den Codalunga-Schriftzug und verzichtet auf aggressive Luftleitbleche oder Diffusoren. Stattdessen dominiert eine flache, stromlinienförmige Fläche, optimiert mittels umfangreicher CFD-Simulationen. Die Rückleuchten sind horizontal ausgerichtet und betonen die Breite.

Pagani Huayra Codalunga Speedster/ Foto: Pagani
Anstelle eines klassischen Verdecks setzt Pagani auf ein neu konstruiertes Hardtop aus Polycarbonat, das sich nahtlos in die Dachlinie einfügt. Der transparente Dachbogen wirkt wie die Fortsetzung der Frontscheibe und verleiht der Gesamtform eine tropfenartige Silhouette. Die Seitenansicht ist klar gegliedert – ohne sichtbare Lufteinlässe. Die Ansaugung erfolgt über versteckte NACA-Öffnungen im Unterboden.
Die ikonischen Flügeltüren – übernommen vom Coupé – bleiben erhalten und sind ein zentrales Gestaltungs- wie Technikmerkmal. Sie ermöglichen trotz der offenen Karosseriestruktur einen unverwechselbaren Einstieg und dienen zugleich der strukturellen Steifigkeit.

Pagani Huayra Codalunga Speedster/ Foto: Pagani
Monocoque und Gewicht
Die Basis bildet ein modifiziertes Monocoque aus Carbo-Titanium HP62-G2 und Carbo-Triax HP62 – zwei von Pagani entwickelte Hochleistungsverbundstoffe mit Titanfasern. Sie kombinieren geringe Masse mit hoher Torsionssteifigkeit und bilden das Rückgrat des nur 1.270 Kilogramm leichten Speedsters – ein beachtlicher Wert angesichts der Dimensionen (Länge: 4.912 mm).
Der sechsausgangige Auspuff besteht aus Titan, wiegt nur 4,4 Kilogramm und wurde teilweise keramisch beschichtet. Er gehört optisch und akustisch zu den zentralen Identitätsmerkmalen aller Pagani-Fahrzeuge.
Antrieb: V12 mit Charakter
Herzstück des Codalunga Speedster ist der von Mercedes-AMG exklusiv für Pagani entwickelte 6,0-Liter-V12-Biturbo mit 864 PS (635 kW) bei 6.000 U/min und 1.100 Nm Drehmoment ab 2.800 U/min. Er wird quer eingebaut und mit einem 7-Gang-Getriebe von Xtrac kombiniert, das sowohl in automatisierter (AMT) als auch in voll manueller Ausführung erhältlich ist – ein seltenes Angebot in dieser Leistungsklasse.
Die Leistungswerte wurden nicht offiziell angegeben, aber ein Sprintwert von rund 3,0 Sekunden auf 100 km/h und eine elektronisch begrenzte Höchstgeschwindigkeit von 350 km/h gelten als realistisch.

Pagani Huayra Codalunga Speedster/ Foto: Pagani
Fahrwerk und Bremsen
Das Fahrwerk besteht aus einer doppelten Querlenkerkonstruktion aus geschmiedetem Aluminium. Aktive Dämpfer mit variabler Federrate und eine adaptive Fahrwerksregelung sorgen für präzises Ansprechverhalten und variable Setups. Die Bremsanlage stammt von Pagani by Brembo und nutzt Carbon-Keramik-Bremsscheiben mit 410 mm Durchmesser vorne (6-Kolben-Zangen) und 390 mm hinten (4-Kolben-Zangen).
Die einteiligen Felgen aus Avional – ein besonders fester Aluminiumwerkstoff – messen 20 Zoll vorne und 21 Zoll hinten und tragen Pirelli Trofeo R-Semislicks in den Größen 265/30 ZR20 und 355/25 ZR21.

Pagani Huayra Codalunga Speedster/ Foto: Pagani
Innenraum
Der Innenraum orientiert sich an klassischen Sportwagen, ohne nostalgisch zu wirken. Das Materialkonzept umfasst handgehämmertes Leder, eloxiertes Aluminium, Mahagoni und freiliegende Mechanik. Der Schalthebel – je nach Konfiguration mit offener Kulisse – ist mechanisches Objekt und Skulptur zugleich. Das Lenkrad zitiert formal klassische Nardi-Designs, besteht jedoch aus Carbon mit Holz- und Aluminium-Einsätzen.
Zentrales Detail ist ein speziell entwickelter Textilstoff, der erstmals im Automobilbau verwendet wird. Die Musterung basiert auf dem Vierfach-Auspuff-Layout – eingearbeitet mit über 450.000 Stichen pro Fläche, vollständig von Hand. Die Stickerei bedeckt Sitze, Türverkleidungen und die Mittelkonsole.
Der Pagani Huayra Codalunga Speedster ist kein Bruch mit der Huayra-Tradition, sondern deren konsequente Ausdifferenzierung. Er verzichtet auf Effekthascherei, ohne Kompromisse einzugehen – weder bei der Leistung noch bei der Materialwahl. Mit seiner offenen Architektur, der verlängerten Karosserie und der klaren Formensprache markiert er den Endpunkt eines Konzepts, das seit 2011 in stetiger Verfeinerung besteht.
Ob dies das letzte Sondermodell des Huayra ist, bleibt offen. Aber es ist mit Sicherheit eines der am höchsten entwickelten. Technisch, formal und emotional.
Fotos: Pagani