McLaren 750S Project Viva – Las Vegas auf Carbon
Las Vegas ist ein Ort, an dem Menschen freiwillig ihr Geld verlieren, Elvis-Doubles rund um die Uhr arbeiten und die Beleuchtung selbst aus dem All sichtbar bleibt. McLaren Special Operations – MSO – nimmt diesen Mikrokosmos ernst genug, um ihm ein Einzelstück zu widmen: den 750S Project Viva. Herausgekommen ist dabei keine Leuchtreklame auf Rädern, sondern ein Spider, der seine gesamte Erzählung über eine handgezeichnete Linienwelt trägt.
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Die Basis ist ein normaler 750S Spider. Also: V8-Biturbo, Leichtbau, genug Leistung für jede Form von Selbsterkenntnis, falls man unvorbereitet beschleunigt. Doch Project Viva verfolgt ein anderes Ziel. Statt Chrom, Farben oder Vegas-Klischees entscheidet sich MSO für einen monochromen Ansatz. Der Kontrast zur Stadt ist beabsichtigt. „Sketch in Motion“ heißt die Methode: Die Karosserie dient als Zeichenfläche, die wirkt, als hätte jemand den ersten Entwurf eines Designers direkt auf das Fahrzeug übertragen.

McLaren 750S Projekt Viva von MSO/Foto; McLaren
Den Hintergrund bildet eine neue MSO-Farbe namens „Vegas Nights“. Ein schwarzer Grundton, versetzt mit Partikeln in Cyan, Magenta und Grün. Die zweite Farbe, „Muriwai White“. Im Tageslicht glimmen die Farbkörner wie ein stillgelegtes Neonreklamefragment; im Schatten reduziert sich der Wagen optisch zu einer dynamischen Schwarz-Weiß-Studie.
Der Wagen ist übersät mit Details, die sich erst beim genauen Hinsehen erschließen. MSO hat praktisch eine komplette Referenzkarte der Stadt und der eigenen Geschichte auf der Carbonhaut verteilt. Die Gründungsjahre von Las Vegas und McLaren – 1905 und 1963 – erscheinen als Würfel. Dazu kommen Silhouetten aller zehn McLaren-Konstrukteursfahrzeuge, sauber chronologisch gesetzt. Bruce McLarens Muriwai-Trophäe inklusive Startnummer #58 ist ebenso verewigt wie sein Rennhelm von 1970, eingefasst in eine reduzierte Herzform. Auf der linken Seite sitzt der klassische Speedy Kiwi, ergänzt um eine modernisierte Variante.

McLaren 750S Projekt Viva von MSO/Foto; McLaren
Las Vegas selbst ist mit ähnlicher Akribie vertreten. Dazu gehören Pyramiden-Anspielungen auf der Frontstoßstange, Wasserlinien im Lufteinlass als Hommage an die Springbrunnen des Strip, ein Kaktus, die Karte von Nevada, Stars ohne Stripes sowie stilisierte Musiknoten. Selbst kleine Token erinnern an „120 Jahre Las Vegas“. Und weil MSO Humor nicht scheut, bildet ein Spielkartenmotiv am Heck den Schriftzug „750S“.

McLaren 750S Projekt Viva von MSO/Foto; McLaren
Lando Norris und Oscar Piastri steuerten eigene Elemente bei. Beide haben Sterne, Linien und Signaturen aufgetragen – darunter auch der zehnte Konstrukteurstitel des Teams, umgesetzt als Mischung aus weißen Sternen und einem Silberblatt-Stern. Zusätzlich signierten sie die Innenschweller inklusive einer kleinen Bergsilhouette in dunklen Tönen. Die Beschriftungen sind Teil der Außenwirkung, aber auch ein Hinweis darauf, dass MSO die Grenze zwischen Atelier und Garage bewusst klein hält.

McLaren 750S Projekt Viva von MSO/Foto; McLaren
Dass alle grafischen Elemente tatsächlich handgemalt sind, bleibt ein zentrales technisches Detail. Jedes Detail wurde direkt auf die Karosserie aufgebracht. Für MSO ist das nicht Dekoration, sondern ein Leistungsnachweis: Wie weit lässt sich ein Supersportwagen individualisieren, ohne in Beliebigkeit zu kippen? Die Antwort liegt in der Kombination aus präziser Linienführung, ikonischer Symbolik und einer Farbtechnik, die zwischen Understatement und Neon-Reflex reagiert.

McLaren 750S Projekt Viva von MSO/Foto; McLaren
Dass McLaren das Auto ausgerechnet vor dem Grand Prix von Las Vegas präsentiert, ist kein Zufall. Project Viva zeigt, wozu MSO fähig ist, wenn ein Kunde oder ein Thema genug Fläche bietet. Die Platzierung im Wynn Experience Centre passt dazu: zwischen Hightech, Show und dem Eigenanspruch, ein Stück der Stadt in ein Objekt zu übertragen, das normalerweise nur über Aerodynamik definiert wird.
Fotos: McLaren


























