KEN BLOCKS SAFARI-ELFER
Manchmal tauchen Autos in Auktionen auf, bei denen man genauer hinsieht. Der Tuthill-Porsche 911 SC Safari, mit dem Ken Block 2022 die East African Safari Classic Rally bestritt, ist genau so ein Fall. RM Sotheby’s versteigert den Wagen im Rahmen der „Sealed Drop“-Auktion vom 28. November bis 11. Dezember 2025 in Santa Paula, Kalifornien. Ein Rallye-Elfer mit dokumentierter Einsatzhistorie, originaler Hoonigan-Patina und einer Provenienz, die man nicht herstellen kann. Schätzpreis: Etwa 350.00 bis 500.000 Euro.
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Ken Block war zwar kein Werksfahrer oder Profisportler – allerdings war er auch weit entfernt vom durchschnittlichen Hobbyisten. Er gehörte zu jener seltenen Kategorie ernsthafter Wettbewerbsfahrer, die ihre Programme selbst finanzieren können und deshalb dort starten, wo es sie reizte – nicht dort, wo Verträge sie hinsetzten. Genau in diesem Umfeld bewegt sich auch die East African Safari Classic Rally. Sie ist kein Profi-WM-Lauf, sondern ein exklusives Marathonabenteuer für Enthusiasten mit Budget, Schrauberteam und Lust auf Oldschool-Rallye. Ein anspruchsvolles Freizeitvergnügen, ein „Must“ für Wohlhabende mit Benzin im Blut. Dass Block 2022 dort auftauchte, war daher keine Überraschung, sondern die logische Fortsetzung eines Lebens, in dem Motorsport Leidenschaft, Business und Spielplatz zugleich war.

Ken Blocks Tuthill-Porsche 911 SC „Safari/ .Foto: Robin Adams/RM Sotheby’s
Bevor Block zur Motorsportikone wurde, war er bereits ein erfolgreicher Unternehmer. Mit der Gründung von DC Shoes hatte er ein Skate- und Snowboardlabel mitaufgebaut, das weltweit durchstartete. 2004 öffnete ihm der Verkauf der Firma die Türen zum professionellen Rallyesport. Er war da bereits ein Mann, der extreme Präzision aus dem Boardsport kannte, aber nun die Mittel hatte, dieses Talent in einer vollkommen neuen Arena zu testen. Sein Einstieg verlief bemerkenswert: 2005 wurde er Rally America Rookie of the Year, später folgten mehrere Vizetitel und schließlich der Schritt in die WRC als erster Amerikaner seit Jahrzehnten. Parallel entwickelte er eine zweite Karriere, die ihn endgültig in den globalen Kultstatus katapultierte: die Gymkhana-Videos der Hoonigan Racing Division. Zehn Filme, millionenfache Abrufe und Maschinen wie der Hoonicorn und der Hoonitruck machten Ken Block zu einem Begriff – auch für Menschen, die eigentlich keinerlei Berührungspunkte mit Autos, geschweige denn Motorsport hatten.

Ken Blocks Tuthill-Porsche 911 SC „Safari/ .Foto: Robin Adams/RM Sotheby’s
Irgendwann wollte Block dorthin, wo ziemlich viele Enthusiasten hinwollen: zur East African Safari Classic Rally, der archaischen, staubigen Schwester des modernen Rallyesports. Wer hier antritt, muss alles können: Navigieren, reparieren, durchhalten. Seit der Wiederauflage dominieren Tuthill-911er das Feld – Fahrzeuge, die so gründlich umgebaut werden, dass sie wirken, als wären sie direkt aus einer Porsche-Paralleldimension gefallen.

Ken Blocks Tuthill-Porsche 911 SC „Safari/ .Foto: Robin Adams/RM Sotheby’s
Der 3,0-Liter-Flat-Six liefert etwa 280 PS aus einem hochverdichteten SC-Motor (weniger Top-End, mehr Punch aus dem Drehzahlkeller), ist verbunden mit einem Safari-Getriebe samt Sperre, separaten Kühlern und einer Auspuffanlage, die klingt, als würde sie Steine zerbeißen. Die Dämpfer sind fünffach einstellbar und mit hydraulischen Anschlägen versehen, die Achsen verstärkt, die Lenkung safari-spezifisch ausgelegt. Dazu kommt eine neu verschweißte Karosserie mit Unterfahrschutz und massiven Roo Bars für ungeplante Begegnungen mit der Fauna, Perspex-Scheiben, zwei Reserverädern im Heck, einem Dachlüfter und einem konsequent rennfertigen Innenraum mit Schalensitzen, Feuerlöschsystem und doppelten Tripcomputern. Ein Auto, das beides möglich macht: siegen und überleben.

Ken Blocks Tuthill-Porsche 911 SC „Safari/ .Foto: Robin Adams/RM Sotheby’s
Block und Gelsomino waren eines von dreizehn Tuthill-Teams – und das mit Abstand meistbeachtete. Die ikonische Hoonigan-Lackierung machte den 911 sofort erkennbar, die Zeiten taten ihr Übriges. Acht Stage-Siege, konstante Spitzenleistungen, alles deutete auf ein mögliches Sensationspodium hin. Dann kam der Safari-Alltag: sechs Reifenschäden, eine Zeitstrafe bedeuten Rang 19. Parallel landeten die übrigen Tuthill-Porsche in beeindruckender Dichte vorne, inklusive Platz zwei und fünf weiteren Autos in den Top Ten.

Ken Blocks Tuthill-Porsche 911 SC „Safari/ .Foto: Robin Adams/RM Sotheby’s
Nach dem Zieleinlauf wurde der Wagen zurück nach England gebracht, technisch neu aufgesetzt, äußerlich jedoch in dem Zustand belassen, in dem er die afrikanische Wildnis verlassen hatte. Block selbst kehrte in moderne WRC-Technik zurück und fuhr 2022 im Hyundai i20 Coupe WRC weiter, bevor sein Unfall Anfang 2023 die Motorsportwelt erschütterte. Der Safari-Elfer hatte danach nur einen einzigen öffentlichen Auftritt: beim Goodwood Festival of Speed 2023, als rollendes Tribute. Heute ist er straßenzugelassen und ein Stück Geschichte mit Puls.
Für alle Hoonigas, die wissen will, wie sich Abenteuer anfühlt: Hier steht die Antwort.
Fotos: RM Sotheby´s






















