Ferrari Muletto M4: Protoyp von 2011 unterm Hammer
Bevor der LaFerrari in die Hall of Fame der Supersportwagen einzog, fuhr er als mattschwarzer Versuchsträger durchs Industriegebiet von Maranello – auf Basis des 458, mit dem V12 des Enzo im Rücken und elektrischer Unterstützung an Bord. Intern hieß das Projekt „F150“, der Prototyp: Muletto M4. Was aussah wie ein zusammengeflickter Bastlertraum, war in Wahrheit Ferraris erster Hybrid-Hypercar auf eigener Achse.
Parallel zum Einsatz von kinetischen Energierückgewinnungssystemen und Hybridantrieben in der Formel 1 läutete der Beginn des neuen Jahrzehnts auch einen grundlegenden Wandel bei den Antriebssträngen ein, die Ferrari, McLaren und Porsche für ihre kommenden, elektrisch unterstützten Flaggschiff-Hypercars entwickelten. Computersimulationen konnten die Ingenieure zwar in ihrer Forschung voranbringen, doch irgendwann musste die Realität auf die Straße. Für Ferrari bedeutete dies die Entwicklung von drei Testzyklen für das neue LaFerrari Halo-Auto, das den internen Projektcode „F150“ erhielt.
Aus der ersten Phase der realen Entwicklung stammt das hier angebotene Fahrzeug, der Prototyp M4 (Ferrari-intern auch „F150 Muletto M4“ genannt). Er nutzte offensichtlich die gleiche Tipo F142-Plattform wie der 458 Italia, sein Aluminiumchassis wurde jedoch für den Hybrid-V12-Motor F140 modifiziert. Der Saugmotor – konzipiert für den Ferrari Enzo von 2003 und auch heute noch, über zwei Jahrzehnte später, in den aktuellen Modellen Purosangue und 12Cilindri im Einsatz – leistete allein 789 der letztendlich 949 PS des LaFerrari.
Der Innenraum des M4-Prototyps erinnerte weitgehend an den 458. Schwarze Ledersitze, hellbraune Teppiche und eine serienmäßige Instrumententafel mit weißem Drehzahlmesser und Drehzahlbegrenzung bei 9.000 U/min prägten den Eindruck eines konventionellen 458. Der Kippschalter im Armaturenbrett und der Warnaufkleber über dem Cavallino -Emblem in der Lenkradmitte wiesen jedoch auf den experimentellen Charakter dieses Fahrzeugs hin.
Äußerlich jedoch war diese Maschine eindeutig als eine Ferrari-Kreation zu erkennen. Die sichtbaren Nieten, die überlangen Auspuffrohre, das Fehlen von Radnabenkappen, die seitlichen Luken für den Zugang zum Antriebsstrang und die unterschiedlichen Bremsen vorne und hinten waren nur Details im Vergleich zur markanten mattschwarzen Lackierung, dem riesigen vorderen Lufteinlass, den zusätzlichen Kühlöffnungen auf dem Kofferraumdeckel und den hochgezogenen Lufteinlässen. Scheinwerfer, Rücklichter, Spiegel und die in die vorderen Kotflügel eingelassenen Ferrari-Schilder gehörten zu den wenigen 458 Exterieurkomponenten, die kein Makeover erhielten.
Die erste Phase der LaFerrari-Prototypen absolvierte ihren Dienst zwischen Mai 2011 und Dezember 2012 und wurde bei Testfahrten in Fiorano und auf den umliegenden Straßen gesichtet. Als das Serienfahrzeug 2013 auf den Markt kam, bot das Werk diese Entwicklungsmodelle seinen treuesten Kunden an. Dies geschah unter der Voraussetzung, dass das Fahrzeug nicht homologiert war und daher weder für den Straßenverkehr zugelassen noch auf öffentlichen Rennstrecken eingesetzt werden konnte.
Obwohl dieser LaFerrari Prototype M4 aus dem Einsatz genommen wurde und nicht mehr für den Straßenverkehr zugelassen werden kann, ist er dennoch ein faszinierendes Artefakt aus der Geschichte Ferraris.
Der F150 Muletto M4 kommt am 17. August 2025 bei RM Sotheby’s in Monterey zur Versteigerung. Der Schätzpreis liegt zwischen 900.000 und 1.200.000 US-Dollar.
Fotos RM Sotheby´s