Bugatti Bolide: Wenn Kunden zu Rennfahrern werden
Der Bugatti Bolide ist keine Studie mehr, sondern Realität – eine hochkomplexe Maschine, deren technisches Potential weit über das hinausgeht, was öffentliche Straßen erlauben würden. Am Circuit Paul Ricard konnten die ersten Besitzer nun zum ersten Mal erleben, wofür ihre Fahrzeuge tatsächlich geschaffen wurden: pure Performance auf einer professionellen Rennstrecke.
Es ist ein Meilenstein für die Marke aus Molsheim. Jahrelang waren Bugatti-Fahrzeuge vor allem für ihre Höchstgeschwindigkeitsrekorde bekannt, weniger für Einsätze auf Rennstrecken. Der Bolide dreht diese Philosophie um: Hier steht nicht die maximale Endgeschwindigkeit im Vordergrund, sondern das perfekte Zusammenspiel aus Motorleistung, Fahrwerkstechnologie und aerodynamischer Effizienz. Auf dem Circuit Paul Ricard – einer technisch anspruchsvollen Strecke mit schnellen Kurvenkombinationen und langen Geraden – kam dieses Konzept erstmals voll zur Geltung.

Foto: Bugatti
Zunächst einmal die Fakten: Der Bolide besitzt den legendären 8,0-Liter-W16-Motor mit vier Turboladern, der in seiner extremsten Ausbaustufe bis zu 1.850 PS und ein maximales Drehmoment von 1.850 Newtonmetern liefert. Möglich wird diese immense Leistung unter anderem durch eine neu entwickelte Ladeluftkühlung und ein angepasstes Ladedruckmanagement. Doch reine Motorleistung ist nicht alles. Entscheidend ist, wie diese Kraft auf die Straße gebracht wird.

Foto: Bugatti
Hier beginnt die eigentliche technische Faszination des Bolide: Das Fahrzeuggewicht beträgt lediglich 1.240 Kilogramm – realisiert durch konsequenten Leichtbau und den großzügigen Einsatz von Titan und Carbon. Daraus resultiert ein Leistungsgewicht von außergewöhnlichen 0,67 Kilogramm pro PS. Der umfangreiche Einsatz von 3D-Druck-Technologien für komplexe und leichte Komponenten trägt zusätzlich zur Gewichtsreduktion bei. So sind etwa alle Verbindungselemente aus Titan gefertigt und bewusst hohl gestaltet, um jedes überflüssige Gramm einzusparen.

Die Aerodynamik des Bolide ist nicht bloß für hohe Geschwindigkeiten optimiert, sondern speziell auf maximalen Abtrieb ausgelegt. Dabei helfen innovative Lösungen wie das charakteristische X-förmige Heckdesign – inspiriert von historischen Vorbildern wie dem Experimentalflugzeug Bell X-1. Bei Tempo 320 km/h generiert der Heckflügel bereits rund 1.800 kg Anpressdruck, was die Fahrzeugstabilität enorm steigert. Dazu kommen seitliche Aerodynamikelemente und Frontsplitter, die gemeinsam für optimale Balance sorgen.

Foto: Bugatti
Vor ihrem Einsatz auf der Rennstrecke durchliefen die Fahrer am Eventtag zunächst ein intensives, professionell betreutes Fahrertraining. Unter Anleitung erfahrener Motorsport-Instruktoren ging es darum, Fahrzeug und Fahrer optimal aufeinander abzustimmen. Dies geschah in zwei Phasen: Am Vormittag machten sich die Teilnehmer zunächst mit der Strecke vertraut – allerdings noch am Steuer von Porsche 911 GT3 RS, die speziell dafür bereitstanden. Diese Fahrzeuge bieten ein kontrolliertes, präzises Fahrverhalten und erlauben es den Fahrern, sich gefahrlos an Ideallinie und Bremspunkte der Strecke heranzutasten.

Foto: Bugatti
Nach diesem Training wechselten die Fahrer am Nachmittag in ihre eigenen Bolide. Während der Porsche 911 GT3 RS mit seinem Saugmotor und der gutmütigen Fahrdynamik ein ideales Einstiegsgerät darstellt, verlangt der Bolide mit seinem überwältigenden Schub und dem radikal abgestimmten Fahrwerk nach absoluter Konzentration. Dank der am Vormittag gesammelten Erfahrungen konnten die Piloten ihre Fahrzeuge sicher, aber dennoch beeindruckend schnell bewegen und erstmals in vollem Umfang erleben, welche Kraft und Präzision ihnen zur Verfügung steht.

Bugatti Bolide Cockpit Foto: Bugatti
Zur technischen Ausstattung gehören beim Bolide unter anderem eine Push-Rod-Aufhängung an Vorder- und Hinterachse sowie speziell entwickelte Carbon-Keramik-Bremsen. An der Vorderachse kommen Achtkolben-Monobloc-Bremssättel zum Einsatz, während an der Hinterachse Sechskolben-Sättel verbaut sind. Diese Kombination sorgt für exzellente Bremsleistung und Standfestigkeit, selbst unter maximaler Belastung auf der Rennstrecke.
Am Rande der Strecke ergab sich ein bemerkenswertes Bild: Neben den neuen Bugatti Bolide parkten Fahrzeuge, die normalerweise als Highlights jedes Automobiltreffens gelten. Carrera GT, Porsche 918 Spyder, Veyron und sogar ein seltener EB110 waren zu sehen – doch diesmal waren sie lediglich Begleiter eines Events, bei dem die Hauptrolle klar vergeben war.
Dass Bugatti mit diesem Event auf dem Circuit Paul Ricard zeigt, wie man Exklusivität und Spitzentechnologie glaubwürdig zusammenbringt, ist ein Zeichen für die künftige Ausrichtung der Marke.
Fotos: Bugatti