BRABUS 900 auf Bentley-Basis: Wie viel Reserve steckt im Continental GT Speed?
BRABUS und Bentley sind keine natürlichen Verbündeten, aber sie passen erstaunlich gut zueinander, wenn man den gemeinsamen Nenner nicht im Stil, sondern in der Konsequenz sucht. Bentley baut seit Jahren schwere, extrem schnelle Gran Turismos, die technisch immer näher an Supersportwagen heranrücken, ohne deren Härte zu übernehmen. BRABUS interessiert sich seit jeher für genau diesen Moment, in dem ein Serienfahrzeug seine Komfortzone verlässt.
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Ausgangspunkt ist der aktuelle Continental GT Speed mit Hybridantrieb. Bentley kombiniert hier einen vier Liter großen V8-Biturbo mit einem Elektromotor, der ins Getriebe integriert ist. Serienmäßig ergibt das bereits eine Systemleistung von knapp 800 PS. Entscheidend ist dabei weniger der Spitzenwert als die Charakteristik: frühes, hohes Drehmoment, sehr gleichmäßiger Leistungsaufbau, hohe Dauerfestigkeit.
BRABUS greift genau an der Stelle an, an der Bentley bewusst konservativ bleibt. Der Elektromotor bleibt unverändert, der Fokus liegt vollständig auf dem Verbrenner. Man muss sich erst einmal klar machen, was hier passiert. Bentley hat den Continental GT Speed zuletzt konsequent in Richtung Hightech-Luxus-Hybrid geschoben. Das Auto kann lautlos rollen, wenn man möchte, und gleichzeitig in unter drei Sekunden auf hundert beschleunigen. Und dann kommt BRABUS und sagt sinngemäß: Nett. Aber da geht noch was.

BRABUS 900 /Fotos: BRABUS
Durch neue Hochleistungsturbolader, eine modifizierte Ladeluftführung und angepasste Kennfelder für Zündung, Einspritzung und Ladedruck steigt die Leistung des V8 auf 710 PS und 900 Newtonmeter. In Kombination mit dem Elektromotor ergibt sich eine Systemleistung von 900 PS und ein maximales Systemdrehmoment von 1.100 Newtonmetern. Das zeigt, wie viel Reserven Bentley in der Grundkonstruktion gelassen hat. Getriebe, Allradantrieb und Kühlung bleiben seriennah, was für ein Fahrzeug dieser Leistungsklasse bemerkenswert ist.
Entsprechend sind die Fahrleistungen: in 2,9 Sekunden auf 100 km/h sind für ein Auto dieser Größe immer noch absurd. Wir reden hier nicht über einen flachen Supersportwagen, sondern über einen schweren 2+2-Sitzer mit luxuriösem Innenraum, breiten Sitzen, Dämmmaterial und dem Anspruch, im Zweifel auch 800 Kilometer am Stück abzuspulen. Das Cabrio wird bei 285 km/h eingebremst Das Coupé erreicht 335 km/h, das Cabrio wird bei 285 km/h begrenzt.

BRABUS 900 SUPERBLACK_Bentley GT/Foto: BRABUS
Ein wesentlicher technischer Eingriff erfolgt beim Fahrwerk. Die Tieferlegung um rund 20 Millimeter verändert nicht nur die Optik, sondern senkt den Schwerpunkt spürbar. In Kombination mit den 22-Zoll-Monoblock-ZM-Felgen und der breiten Bereifung verbessert sich die Seitenführung deutlich. Vorne kommen 275er-Reifen zum Einsatz, hinten 315er, was dem Fahrzeug eine sehr neutrale Balance bei hohen Geschwindigkeiten verleiht. Der Continental verliert dadurch einen Teil seiner serienmäßigen Weichheit, bleibt aber klar im GT-Spektrum und rückt nicht in Richtung kompromissloser Sportwagen.
Aerodynamisch arbeitet BRABUS mit einem vollständigen Carbon-Paket. Die neu gestaltete Frontschürze verbessert die Luftführung zu Kühlern und Bremsen und reduziert gleichzeitig den Auftrieb an der Vorderachse. Am Heck übernehmen Spoiler und Diffusor die Stabilisierung bei hohen Geschwindigkeiten. Diese Maßnahmen sind nicht kosmetisch, sondern notwendig, um ein Fahrzeug dieser Masse bei über 300 km/h stabil zu halten. Gerade beim Continental, der konstruktiv nicht als Supersportwagen gedacht ist, spielt kontrollierte Aerodynamik eine zentrale Rolle.

BRABUS 900 /Fotos: BRABUS
Der Abgasanlage kommt eine besondere Funktion zu. BRABUS setzt auf eine Edelstahl-Hochleistungsanlage mit Klappensteuerung, die es erlaubt, zwischen zurückhaltendem Betrieb und maximalem V8-Sound zu wechseln. Technisch ist das vor allem deshalb relevant, weil die Abgasanlage auf den erhöhten Durchsatz abgestimmt sein muss, ohne den Abgasgegendruck unnötig zu erhöhen. Der Sound ist dabei eher Begleiterscheinung als Selbstzweck.
Im Innenraum bleibt die Bentley-Basis klar erkennbar, wird aber konsequent veredelt. Das BRABUS Masterpiece Interieur nutzt besonders weiches Leder mit aufwendigen Steppmustern, ergänzt durch Carbon-Elemente an Armaturenbrett und Mittelkonsole. Funktional verändert sich hier wenig. Trotz der massiven Leistungssteigerung soll es keinerlei Kompromisse bei Komfort, Geräuschdämmung oder Alltagstauglichkeit geben, verspricht der Tuner. Der BRABUS 900 bleibt ein vollwertiger Langstrecken-GT.

BRABUS 900 /Fotos: BRABUS
Der BRABUS 900 ist weniger als Einzelmodell interessant, sondern als technischer Marker. Er macht sichtbar, wie viel Reserve in aktuellen Hybrid-GT-Plattformen tatsächlich steckt und wie weit sie unterhalb ihrer konstruktiven Grenzen betrieben werden. Ein Systemdrehmoment von 1.100 Newtonmetern wäre in dieser Fahrzeugklasse vor wenigen Jahren weder für Getriebe noch für Antriebsstrang darstellbar gewesen. Dass Bentley selbst diese Leistungsbereiche nicht adressiert, ist weniger eine technische Einschränkung als eine bewusste Frage der Positionierung. Preislich liegt der BRABUS 900 mit deutlich über 580.000 Euro in einem Bereich, der ihn von vergleichbaren Serienfahrzeugen vollständig entkoppelt und ihn als eigenständige technische Ausbaustufe positioniert
Fotos: Brabus






























