BMW M3 CS Touring – So gewöhnst du deine Kinder an Querbeschleunigung
BMW präsentiert mit dem M3 CS Touring einen neuen Hochleistungs-Kombi mit 550 PS und weil es 2025 ist, wird die Frage nach dem „Braucht man das?“ immer präsenter. Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Ja, denn diese Fahrzeugklasse hat eine treue Fangemeinde. Audi bietet mit dem RS4 Avant einen starken Konkurrenten im Feld, bleibt mit 450 PS aber deutlich darunter. Mercedes-AMG setzt mit dem C 63 S E Performance auf brachiale 680 PS, doch das Hybrid-System bringt über 300 Kilogramm zusätzlich auf die Waage. BMW verfolgt mit dem CS einen anderen Ansatz: kompromissloser Leichtbau, ein hochdrehender Reihensechszylinder und eine Fahrwerksabstimmung, die klar für die Rennstrecke ausgelegt ist. Dass der M3 CS Touring dennoch ein Kombi bleibt, wirkt fast wie ein zufälliger Nebeneffekt, den viele Menschen schätzen.
Die Modellbezeichnung CS steht für Competition Sport, wobei das „Sport“ hier weniger auf Sportlichkeit im Alltag abzielt als vielmehr auf das, was BMW unter Fahrdynamik versteht. Historisch betrachtet war das Kürzel schon bei den großen Coupés der 1960er-Jahre im Einsatz, bevor es mit dem M4 CS wiederbelebt wurde. Im Gegensatz zu den CSL-Modellen, bei denen konsequenter Leichtbau mit teils drastischen Komforteinbußen einhergeht, ist der CS die goldene Mitte. Eine goldene Mitte nach M-Maßstäben bedeutet allerdings nicht, dass sich hier irgendetwas dem Alltagsbetrieb anbiedert.
Der Antrieb basiert auf dem bewährten 3,0-Liter-Reihensechszylinder mit zwei Mono-Scroll-Turboladern. Die wesentlichen Änderungen gegenüber dem M3 Competition Touring bestehen in der Erhöhung des Ladedrucks auf 2,1 bar und einer überarbeiteten Motorsteuerung. Mit 550 PS liegt der CS 20 PS über der Competition-Version, das maximale Drehmoment bleibt mit 650 Newtonmetern identisch, steht aber über ein breiteres Drehzahlband zur Verfügung. Die Hochdrehzahl-Charakteristik bleibt erhalten, die volle Leistung liegt bei 6.250 U/min an, während der Drehzahlbegrenzer erst bei 7.200 U/min einsetzt.
Die Performance-Daten lassen keine Fragen offen. Von null auf hundert vergehen 3,5 Sekunden. Noch beeindruckender ist der Sprint auf 200 km/h, der mit 11,7 Sekunden viele Supersportwagen hinter sich lässt. Hier zeigt sich, wie stark das Zusammenspiel aus Hochdrehzahlmotor, Allradantrieb und perfekt abgestimmtem Getriebe auf maximale Beschleunigung getrimmt wurde. Das 8-Gang-M-Steptronic-Getriebe mit Drivelogic bietet verschiedene Fahrmodi, die von sanften Gangwechseln bis zu knallharten Schaltvorgängen unter Volllast reichen. Der Allradantrieb M xDrive verteilt die Kraft variabel zwischen Vorder- und Hinterachse, mit einer klaren Tendenz zur Hecklastigkeit. Im 4WD-Sport-Modus liegt der Fokus noch stärker auf der Hinterachse, während der 2WD-Modus mit deaktiviertem DSC den M3 CS Touring in einen reinen Hecktriebler verwandelt.
Das Fahrwerk unterscheidet sich in mehreren Punkten von der Standardversion. Die modellspezifische Abstimmung der adaptiven Dämpfer sorgt für eine direktere Rückmeldung und eine höhere Quersteifigkeit. Entscheidende Verstärkungen an der Karosserie und eine neue Motorlagerung mit erhöhter Federrate verbessern die Präzision bei Lastwechseln. Der CS Touring lenkt schärfer ein, hält die Linie exakter und bleibt auch unter maximaler Querbeschleunigung stabil. Die Abstimmung der Fahrstabilitätsregelung DSC und des M Dynamic Mode wurde ebenfalls überarbeitet, um mehr Spielraum für kontrollierte Drifts zu ermöglichen.
Ein weiteres wichtiges Element ist die Bremsanlage. Serienmäßig verbaut BMW eine M-Compound-Bremsanlage mit innenbelüfteten und gelochten Scheiben, die sowohl im Alltag als auch bei harten Rennstreckeneinsätzen standhaft bleiben soll. Optional ist eine M Carbon-Keramik-Bremsanlage erhältlich, die nicht nur leichtere Bremsscheiben mit sich bringt, sondern auch eine höhere thermische Beständigkeit bietet. Die Kombination aus Leichtbau und leistungsfähigem Bremssystem sorgt dafür, dass der CS Touring nicht nur brutal beschleunigt, sondern auch standesgemäß verzögert.
Die Gewichtsoptimierung des CS Touring erstreckt sich über zahlreiche Bereiche. Carbonfaserverstärkter Kunststoff kommt an vielen Karosserieteilen zum Einsatz, darunter Motorhaube, Frontsplitter, Außenspiegel, Heckdiffusor und sogar das Dach. Insgesamt spart BMW rund 15 Kilogramm gegenüber dem M3 Competition Touring ein. Das mag nicht nach einer Revolution klingen, aber in einem bereits auf maximale Performance ausgelegten Fahrzeug zählt jedes eingesparte Kilogramm. Ein niedriger Schwerpunkt, eine verbesserte Balance und ein direkteres Einlenkverhalten sind die spürbaren Vorteile.
Auch das Fahrwerk profitiert von der Leichtbau-Philosophie. Die M-spezifische Fünflenker-Hinterachse ist starr mit der Karosserie verschraubt, was die Präzision erhöht und unerwünschte Bewegungsspielräume eliminiert. Die Vorderachse setzt auf eine Doppelgelenk-Federbeinachse in Aluminiumleichtbauweise, die speziell für hohe Querkräfte optimiert wurde. Die Gesamtbalance des Fahrzeugs bleibt dabei klar heckbetont, mit einer Achslastverteilung, die einen perfekten Kompromiss zwischen Traktion und Agilität bietet.
Das Interieur folgt der gleichen Philosophie: maximierte Funktionalität, reduzierte Nettigkeiten. Serienmäßig sind M Carbon-Schalensitze verbaut, die zweifellos das richtige Maß an Seitenhalt bieten – auf langen Strecken allerdings das Sitzfleisch des Fahrers auf eine ebenso harte Probe stellen wie das Auto die Haftgrenze seiner Reifen. Lenkrad? Alcantara. Mittelkonsole? Carbon. Dämmung? Natürlich reduziert, damit der Fahrer auch wirklich jede mechanische Regung des Fahrzeugs mitbekommt. Wenn jemand einen Touring kauft, weil er Wert auf Komfort legt, dann gibt es bei BMW eine breite Palette an Alternativen.
Infotainment gibt es natürlich auch, aber wer in diesem Auto auf das neueste BMW iDrive 8.5 System mit Curved Display und all seinen digitalen Spielereien Wert legt, sollte sich die eigene Prioritätenliste noch einmal anschauen. Selbstverständlich gibt es ein Head-Up-Display, eine Smartphone-Integration und cloudbasierte Navigation.
Die meisten Kombi-Käufer haben einen praktischen Nutzen im Sinn, die meisten M3-Fahrer dagegen maximale Fahrdynamik. Der CS Touring ist der Versuch, beide Welten zusammenzubringen – mit dem klaren Fokus auf Performance. Wer ein neutrales Fortbewegungsmittel sucht, ist hier definitiv falsch. Wer jedoch einen Touring mit dem Charakter eines Rennwagens will, wird wohl kaum eine bessere Alternative finden.