VRRRROOOOMMM! BMW Art Cars – 50 Jahre rollende Leinwand
Wie alles begann: Ein Auktionator, ein Bildhauer und eine kühne Idee
1975 hatte der französische Auktionator und Rennfahrer Hervé Poulain eine Idee, die in den Vorstandsetagen der Autohersteller wohlwollend als „ungewöhnlich“ bezeichnet worden wäre: Warum nicht ein Rennauto von einem Künstler gestalten lassen? Poulain sprach mit Alexander Calder, einem der bekanntesten Bildhauer seiner Zeit, und BMW gab grünes Licht. Heraus kam der erste BMW Art Car – ein BMW 3.0 CSL mit Calder-typischer Farbexplosion in Rot, Blau und Gelb. Ein Kunstwerk mit 480 PS.
Das Auto fuhr beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans mit – und schied nach sieben Stunden aus. Ein Totalschaden für die Idee? Ganz im Gegenteil. Das Publikum war begeistert und BMW zog die richtigen Schlüsse: Kunst auf Rädern ist kein einmaliges Experiment, sondern ein Konzept mit Zukunft.
Jetzt, 50 Jahre später, feiert BMW dieses Konzept mit einer Welttournee. Die Art Cars gehen auf große Fahrt – von Wien über Hongkong bis nach Kapstadt. Eine einmalige Gelegenheit, diese fahrbaren Kunstwerke jenseits von Museumsvitrinen zu erleben.

BMW Art Car #4 von Andy Warhol. Foto: BMW AG
„Ich liebe dieses Auto. Es ist besser gelungen als mein Kunstwerk.“
Andy Warhol, BMW Art Car #4, 1979
Über die Jahre durften einige der bekanntesten Künstler ihre Handschrift auf BMWs hinterlassen. Die Auswahl? Hochkarätig und vielseitig.
Roy Lichtenstein (1977) brachte seinen Comic-Pointillismus auf einen BMW 320 Gruppe 5. „Ich wollte zeigen, wie sich das Auto durch seine Umgebung bewegt“, erklärte er. Ergebnis: Ein BMW, der aussieht, als wäre er aus einer alten Pop-Art-Zeitung geschnitten worden.
Andy Warhol (1979) ging anders vor. Während frühere Art Cars im perfekt geplanten Siebdruck entstanden, bemalte Warhol seinen BMW M1 in 28 Minuten. Keine Vorlagen, keine Skizzen. Einfach Pinsel in Farbe getaucht und losgelegt. „Ich wollte Geschwindigkeit malen“, sagte er. Das ist ihm gelungen – zumindest, wenn man auf spontane Pinselstriche steht.
Jenny Holzer (1999) wählte eine radikal andere Herangehensweise. Ihre BMW Art Car-Interpretation war nicht bunt, nicht expressiv – sondern mit klaren, provokanten Texten versehen. Auf dem BMW V12 LMR standen Sätze wie „Protect me from what I want“ – eine ironische Anspielung darauf, wie Marketing und Begehren funktionieren. Sie selbst kommentierte ihr Werk trocken: „Ich fand es gut, dass eine Frau teilhaben kann, ohne in einem Bikini herumzustehen.“
Jeff Koons (2010) brachte mit seinem M3 GT2 ein knallbuntes Art Car auf die Strecke. Inspiriert von Rennwagen, Explosionen und Popkultur, schuf er ein Auto, das in seiner Farbenpracht an ein Comic-Heft erinnert. Ein bisschen Warhol, ein bisschen Lichtenstein – aber vor allem Koons in seiner unverkennbaren Lautstärke.

BMW Art Car #16 von Olafur Eliasson Foto: Studio Olafur Eliasson and BMW Group
Was ist Kunst, was ist Design?
Die BMW Art Cars bewegen sich auf der Grenze zwischen Kunst und Produktdesign. Während manche Werke – wie Calder oder Warhols Kreationen – als spontane, künstlerische Statements zu verstehen sind, denken andere Künstler über das Auto als Konzept nach.
Olafur Eliasson (2007) etwa entwarf kein klassisch bemaltes Auto, sondern ein vollständig umgestaltetes BMW H2R-Projekt. Sein Fahrzeug war mit einer Eisschicht überzogen, als Metapher für Nachhaltigkeit und die Zukunft des Automobils. Cao Fei (2016) ging noch weiter: Ihr BMW M6 GT3 ist auf den ersten Blick ein schwarzes Auto. Der eigentliche Clou? Ein Augmented-Reality-Kunstwerk, das nur über eine App sichtbar wird.
Julie Mehretu, die jüngste Künstlerin der Reihe, hat das BMW Art Car in einen interdisziplinären Dialog eingebunden. Ihr Hybrid-Rennwagen ist nicht nur ein optisches Statement, sondern Teil eines globalen Projekts zur Förderung junger Filmemacher in Afrika.

BMW Art Car #20 von Julie Mehretu. Foto: BMW AG
Von Wien bis Kapstadt: Die Art Car Welttournee
Zum Jubiläum setzt BMW die Art Cars in Bewegung – nicht auf der Rennstrecke, sondern in den größten Kunst- und Automobilmuseen der Welt. Die BMW Art Car World Tour bringt die Sammlung auf fünf Kontinente.
Den Auftakt macht Wien, wo Werke von Lichtenstein, Warhol und Hockney gezeigt werden. In Hongkong kann man das neueste Art Car von Julie Mehretu auf der Art Basel bestaunen. Danach geht es nach Kapstadt, wo Mehretu in Zusammenarbeit mit der Produzentin Mehret Mandefro ein Nachwuchsprojekt für Filmemacher ins Leben ruft. Das Ergebnis wird später im Zeitz MOCAA präsentiert.
Weitere Stationen der Welttournee umfassen unter anderem Shanghai, Dubai, Stockholm und den Comer See, wo einzelne Art Cars in exklusiven Sonderausstellungen gezeigt werden.
Ein besonderes Highlight erwartet Besucher in München: Im BMW Museum werden mehrere Art Cars ausgestellt – parallel zur Feier des 50-jährigen Jubiläums der 3er-Serie. Eine doppelte Zeitreise durch Design- und Technikgeschichte.
Mehr als nur Ausstellung – Sammler aufgepasst!
BMW wäre nicht BMW, wenn es nicht auch etwas für die Fans der Art Cars gäbe. Zum Jubiläum erscheint eine neue Auflage des BMW Art Car Katalogs, ein Modellauto des Mehretu-Art Cars sowie eine Modekollektion in Zusammenarbeit mit Puma.
Vollständige Liste aller BMW Art Cars
- Alexander Calder / BMW 3.0 CSL / 1975
- Frank Stella / BMW 3.0 CSL / 1976
- Roy Lichtenstein / BMW 320 Gruppe 5 / 1977
- Andy Warhol / BMW M1 Gruppe 4 / 1979
- Ernst Fuchs / BMW 635 CSi / 1982
- Robert Rauschenberg / BMW 635 CSi / 1986
- Michael Jagamara Nelson / BMW M3 Gruppe A / 1989
- Ken Done / BMW M3 Gruppe A / 1989
- Matazo Kayama / BMW 535i / 1990
- César Manrique / BMW 730i / 1990
- A.R. Penck / BMW Z1 / 1991
- Esther Mahlangu / BMW 525i / 1991
- Sandro Chia / BMW M3 GTR / 1992
- David Hockney / BMW 850 CSi / 1995
- Jenny Holzer / BMW V12 LMR / 1999
- Olafur Eliasson / BMW H2R / 2007
- Jeff Koons / BMW M3 GT2 / 2010
- Cao Fei / BMW M6 GT3 / 2016
- John Baldessari / BMW M6 GTLM / 2016
- Julie Mehretu / BMW M Hybrid V8 / 2024