Turbo ohne Ölkrise: BMW M2 Turbo Design Edition
BMW feiert 50 Jahre Turbotechnik – und greift in die Schatzkammer seiner eigenen Geschichte. Der 2026 BMW M2 Turbo Design Edition trägt das Erbe des 2002 turbo aus den Jahren 1974 und 1975 – jenes Autos, das einst zeigte, dass Leistung, Alltagstauglichkeit und Provokation keine Gegensätze sein müssen.
Der 2002 turbo von 1973 war damals das Auto, das man nicht haben durfte. Es war das Fahrzeug, mit dem BMW sich endgültig vom braven Hersteller sportlicher Limousinen verabschiedete. 170 PS aus zwei Litern, die erste Turboaufladung Europas, ein Spoiler mit spiegelverkehrtem Schriftzug, der im Rückspiegel seiner Opfer lesbar war – und eine Ölkrise, die das Ganze zum politischen Skandal machte. Ein Jahr später, nach nur 1.672 Exemplaren, war Schluss. Doch der 2002 turbo wurde unsterblich und gilt heute als ein Meilenstein der Automobilgeschichte.
Fünfzig Jahre später interpretiert der M2 Turbo Design Edition dieses Erbe neu. Technisch basiert er auf dem bekannten M2 der G87-Baureihe. Das Auto ist ausschließlich in Alpinweiß erhältlich. Die M-Streifen sind handgemalt, nicht foliert. Sie laufen über Motorhaube, Dach und Heckdeckel und werden über das Carbon-Dach optisch verbunden. Auf der Motorhaube prangt erneut der spiegelverkehrte „turbo“-Schriftzug. Der Powerdome ist schwarz abgesetzt, die Heckklappe trägt einen Carbon-Spoiler und dezente „turbo“-Plaketten. Sogar die Felgen folgen der Hommage-Logik: Schwarz als Standard, optional in mattem Goldbronze, wie man es bei BMWs Hommage-Studien kennt.

2026 BMW M2 Turbo Design Edition/Foto: BMW
Unter der Haube steckt der bekannte S58-Motor – ein 3,0-Liter-Reihensechszylinder mit zwei Mono-Scroll-Ladern, vollvariabler Ventilsteuerung und der Präzision eines chirurgischen Instruments. 473 PS und 550 Newtonmeter Drehmoment liefern Kraft im Überfluss. Der Sprint von 0 auf 100 km/h liegt bei rund 4,1 Sekunden, die Spitze bei 250 km/h, optional 285 km/h mit M Driver’s Package. Das alles geschieht über eine klassische Sechsgang-Handschaltung – keine Doppelkupplung, kein Automat, kein Paddel.

2026 BMW M2 Turbo Design Edition/Foto: BMW AG
Im Innenraum trifft Nostalgie auf Funktionalität. Als hätte man dem Auto eine Mischung aus Motorsport und Vernunft injiziert. Schwarzes Vernasca-Leder mit farbigen M-Akzenten erinnert subtil an die Streifen der Karosserie. Auf den Einstiegsleisten steht „M2 turbo“, der Schaltknauf trägt eine kleine Metallplatte mit dem Schriftzug „turbo“ vor M-Farben. Wer will, kann Carbon-Buckets ordern, deren Rückenschalen aussehen, als wären sie aus einem DTM-Fahrzeug entnommen. Das beheizte Alcantara-Lenkrad liegt fest in der Hand, die Instrumente zeigen alles, was man wissen muss, und nichts, was man nicht braucht. Moderne Features wie das Live Cockpit Professional, Head-up-Display und kabelloses Laden sind serienmäßig.
BMW verzichtet auf Leistungssteigerungen, Spoiler- oder Leichtbau-Exzesse. Das Original von 1974 war ein wilder, ungezähmter Entwurf. Der neue M2 ist nicht der schnellste, leichteste oder stärkste. Und dennoch sind die Parallelen zwischen 2002 turbo und M2 Turbo Design Edition mehr als dekorativ. Beide stehen für eine Zeit, in der BMW das Risiko nicht scheute. Der 2002 turbo kam mitten in die Ölkrise – und wurde trotzdem gebaut. Der M2 Turbo Design Edition erscheint in einer Ära, in der der Elektroantrieb das Maß aller Dinge zu sein scheint. Beide Modelle wirken wie Trotzreaktionen auf den Zeitgeist. BMW hätte auch eine limitierte E-Version mit Soundgenerator bauen können. Stattdessen haben sie ein Auto gebaut, das sich anfühlt, als sei es 1974 heimlich in einer Garage in Garching lackiert worden.
Produziert wird ab Januar 2026, ausgeliefert ab dem zweiten Quartal. Der Preis: rund 78.000 Euro. Damit liegt er etwa 18.000 Euro über dem Einstiegspreis des normalen M2. Dafür bekommt man Handarbeit, Limitierung, Mythos. Eine Eintrittskarte in eine andere Zeitrechnung. Wer Glück hat, wird eines Tages dieses hochpreisige Stück Nostalgie in freier Wildbahn sehen. Und vielleicht, ganz vielleicht, im Rückspiegel die Spiegelschrift lesen: turbo.
Fotos: BMW AG