Abt Ur-Quattro: Mythos auf Steroiden
Der Ur-quattro war nie ein Leisetreter. Jetzt hat Abt Sportsline – zusammen mit LCE Performance – aus dem Rallye-Denkmal ein Restomod-Monster gemacht, das nicht nur röhrt wie früher, sondern auch marschiert wie ein heutiger Supersportler. Der Name: schlicht „Abt Ur-quattro“.
Basis des Umbaus sind originale Spenderfahrzeuge des Audi Ur-quattro – also echtes Kulturgut mit Genen aus der wilden Zeit, als Audi noch gegen Lancia und Peugeot auf Schotterstraßen Krieg führte. Optisch orientiert sich der Umbau stark am legendären Sport quattro – man erinnert sich: kürzer, breiter, härter. Breite Kotflügel, Lufteinlässe und ein Look wie aus einem alten Audi-Motorsportkatalog – nur eben neu aufgelegt in Carbon, Kevlar und mit TÜV-Segen.
Und unter der Haube? Kein nostalgischer Fünfzylinder mit Turboloch groß wie ein Bierfass, sondern ein 2,5-Liter-TFSI-Fünfzylinder der neuesten Bauart, von Abt auf 530 PS hochgezüchtet. Damit spielt der neue Alte in einer Liga mit Autos, die doppelt so viel kosten – und halb so viel Charakter haben.

Abt Ur-quattro Foto: Abt
Auch das Fahrwerk wurde komplett neu gedacht, die Bremsanlage trägt ABS, nicht Patina, und im Innenraum geht’s eher Richtung DTM als Dämmerzustand: Schalensitze, Käfig, moderne Instrumente – aber alles mit Stil. Und ja, das Ding hat TÜV. Und auf Wunsch sogar ein H-Kennzeichen. Verrückt? Vielleicht. Legal? Absolut. Und das macht es noch besser.
Vorgestellt wurde das Ganze beim exklusiven „Friends of Abt“-Event. Die Resonanz? Man könnte sagen: wie ein Böller im Wohnzimmer. Die geplanten 25 Exemplaren wurden sofort weggeatmet. Abt musste nachlegen – auf 30 Stück. Und auch die? Weg. Sofort.
Im Interview spricht der CEO der ABT Gruppe auch darüber, warum der Ur-quattro immer einen besonderen Platz in seinem Herzen hat und wie die verrückte Idee zu der Neuauflage entstand.
Welche besondere Geschichte verbindet Sie mit diesem Auto?
Hans-Jürgen Abt: „Als ich damals Ende der 80er-Jahre die Tuningabteilung bei ABT von meinem Vater übernommen habe, war der Ur-quattro aus dem Verkaufsraum sozusagen meine Mitgift. Ich habe das Auto dann an den Kotflügeln verbreitert und mit Teilen vom Sportquattro, zum Beispiel mit Frontgrill, Lichtern und weißen Magnesiumfelgen, umgebaut – es war also ein absolutes Einzelstück. Ich bin den quattro zwei oder drei Jahre selbst gefahren, und seitdem gehört er als Ausstellungsstück zu unserer Firma.“
Wie ist die Idee zu der neuen Retro-Version entstanden?
„Das war ein echtes Undercover-Projekt, das gemeinsam mit unserem Geschäftsführer Thomas Biermaier und der Firma LCE am Bodensee entstanden ist. Der Ur-quattro ist wahrscheinlich der traditionsreichste Audi im Volkswagen-Konzern und hat auch für unsere Firma eine emotionale Bedeutung – wir haben also überlegt, was man daraus machen könnte. Das Ergebnis ist unsere moderne Interpretation einer wahren Ikone.“

1987: Walter Röhrl stürmt im Audi Sport quattro S1 in Rekordzeit den Pikes Peak und beschert Audi den dritten Sieg in Folge. Foto: Audi
Welches Detail mögen Sie ganz besonders?
„Das Auto ist ein absolutes Gesamtkunstwerk. Angefangen von den ganzen Kevlar-Carbon-Teilen rundherum und dem unsichtbar verbauten Überrollkäfig bis hin zur modernen Technik wie ABS und dem 2,5-Liter-Motor mit 530 PS. Meiner hatte damals übrigens ‚nur‘ 450. Das Chassis ist bei jedem Exemplar ein Original, sodass das Auto als Oldtimer registriert ist und mit einem H-Kennzeichen gefahren werden kann. Besonders stolz bin ich auf das Interieur – eine ganz besondere Variante unseres ABT Individual-Programms, das ja auch für andere Fahrzeuge verfügbar ist.“
Das Auto war ein geheimes Projekt, das erst am Ende der Show „Friends of ABT“ präsentiert wurde – so wie Steve Jobs von Apple früher auch noch eine Überraschung ganz zum Schluss parat hatte. Wie war die Resonanz der Gäste?
„Gigantisch und noch viel besser als erhofft. Unsere Idee war, dass Gäste das Auto noch am gleichen Abend zu einem Sonderpreis bestellen können – schon ein bisschen verrückt, denn schließlich gab es nicht einmal einen Flyer oder eine Website dafür. Und trotzdem waren alle 25 Stück, mit denen wir ursprünglich geplant hatten, innerhalb von drei Stunden ausverkauft. Um einige treue Kunden nicht zu enttäuschen, haben wir am nächsten Morgen nach Rücksprache mit allen Käufern dann sogar noch fünf weitere Autos zusagen können.“

1985: Walter Röhrl gewinnt die Rally San Remo im Audi Sport quattro S1 Foto: Audi
Den CEO der ABT Gruppe nach seinem Lieblingsauto zu fragen, ist bei so vielen High-Performance-Modellen natürlich schwierig. Aber wo würden Sie den Ur-quattro einordnen?
„Der Ur-quattro war damals das erste Auto in meinem Herzen und ist dort nie ganz verschwunden. Mit dieser Retro-Version ist die Liebe wieder neu entfacht.“
Fotos: ABT/ Audi